Und noch –ne Demo

■ Komitee Armes Hamburg protestiert

Eigentlich wollte man es gern mit der GEW zusammen machen, aber die wollte nicht. Drum hat sich das Komitee „Armes Hamburg“ entschlossen, am Mittwoch nachmittag gegen Sparmaßnahmen im Sozialbereich zu demonstrieren. Treffpunkt: 15 Uhr Hansaplatz.

Das Komitee ist ein Zusammenschluß von über 100 Einrichtungen, die von Kürzungen bedroht sind. Zur Zeit finde untereinander eine Art „negative Vernetzung“ statt, sagte Tamara Follmer von den Autonomen Jugendwerkstätten (AJW). Jeder Träger spüre die Kürzungen bei den anderen und bemerke so deren Wichtigkeit.

Die für 1994 beschlossenen Sparquoten seien lediglich „Ouvertüre“ für eine viel härtere Sparpolitik der kommenden Jahre, sagte der Rahlstedter Sozialarbeiter Wolfgang Harms. Die Bandbreite der bei der gestrigen Pressekonferenz vorgestellten Beispiele ließ die Zuhörer etwas überfrachtet zurück. Gilt es doch zusammenzusetzen, was durch neumodische Sparquotentechnik auseinandergefieselt wird. Obdachlose zum Beispiel haben 69 Beratungsplätze weniger. Erziehungshilfen für die Kinder drogenabhängiger Eltern werden nur noch gewährt, wenn Sozialarbeiter mit dem Rechtsanwalt drohen. Abenteuerspielplätze und Mädchentreffs müssen auf bis zu 70 Prozent ihrer Sachmittel verzichten. Auch die AJW müssen überlegen, ob sie im nächsten Jahr eine ihrer Werkstätten dichtmachen. Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge haben demnächst nicht mal mehr die Berufsvorbereitungsklassen, die ein wenig Integration und Normalität in den Alltag bringen.

„Eigentlich müßten nicht wir, sondern die Arbeitslosen und Sozialhilfeempfänger hier sitzen“, sagte eine Sozialarbeiterin aus Mümmelmannsberg. Jenes Drittel in dieser Stadt, das „absolut überflüssig“ sei, weil es für sie keine Wohnung, keine Schulen und keine Arbeit mehr gebe. Dabei sorgten die bestehenden Jugendclubs und Stadtteiltreffs für erheblich Stabilität. „Wenn es die nicht mehr gibt, wird die Stimmung in den Stadtteilen unerträglich“. kaj