Weidedamm III einstimmig beschlossen

■ Bebauungsplan passiert Deputation / Senat bereitet sich auf harten Räumungskonflikt vor

Die Vertreibung der alternativen Kleingartensiedlung durch den Bau von 1.300 Wohnungen am Weidedamm III wird immer konkreter. Einstimmig hat gestern die Deputation für Stadtentwicklung dem Bebauungsplan zugestimmt.

Grundlage dafür war eine 287 Seiten dicke Abwägung der 1.700 Einwendungen gegen die Anfang Januar öffentlich ausgelegten Planungsunterlagen. Darin wird auch gutachterlich bestätigt, daß alle Ansätze ökologischen Bauens, die am Weidedamm angewandt werden sollen, technisch wie finanziell machbar sind.

Bevor die ersten Bagger anrollen, muß nun nur noch die Stadtbürgerschaft zustimmen. Das soll nach den bisherigen Planungen am 28. Juni passieren. Die Gewoba will dann direkt am Ende der Vegetationsperiode im Herbst mit den ersten Bauarbeiten beginnen.

Doch trotz der näherrückenden Termine ist die Frage noch immer völlig ungeklärt, was aus dem alternativen Wohnprojekt werden soll, das in den letzten Jahren im Weidedamm entstanden ist. Das von Stadtentwicklungssenator Ralf Fücks angebotene Ausweichgelände lehnt der „Verein Grüner Weidedamm“ rundweg ab. „Das Gebiet liegt zwischen Hochschulring und Autobahn, das kommt überhaupt nicht in Frage“, sagt Maike, eine Sprecherin des Vereins. Doch selbst bei einem geeigneteren Angebot ist kaum mit Zustimmung zu rechnen. Maike: „Uns geht es in erster Linie um die Erhaltung dieses ökologisch einmaligen Gebietes am Weidedamm. Und das kann nicht einfach umziehen.“

Eine ähnliche Hängepartie wie Senator Fücks hat in den letzten Wochen auch die Gewoba mit den Weidedamm-BewohnerInnen erlebt. Mitte März hat sie dem Verein einen Vertragsentwurf zugeschickt, der für 33 Gärten eine bis zum Baubeginn befristete Nutzung zusagt. Eine offizielle Antwort gab es darauf zwar noch nicht, unter den Betroffenen ist allerdings bereits klar, daß niemand unterschreiben wird. Weidedamm-Sprecherin Maike: „Der Vertrag enthält ein Verbot, auf den Grundstücken Bauwagen aufzustellen. Aber in Bauwagen leben doch viele von uns.“

Der Senat wird sich am kommenden Dienstag mit dem Konflikt um den Weidedamm befassen. Zur Beratung steht dann der von Stadtentwicklungssenator Ralf Fücks erarbeitete Entwurf für die Antwort auf eine kleine Anfrage der SPD-Fraktion in der Bürgerschaft. Darin wird bestätigt, daß der Senat eine „ressortübergreifende Arbeitsgruppe“ zum Problem Weidedamm einrichten will. Die soll „ein Konzept entwickeln, um die fristgerechte Realisierung der Bebauung auch im Hinblick auf die augenblicklich dort wohnenden Personen zu gewährleisten“. Damit sind neben Fücks nun auch die SenatorInnen für Inneres, Friedrich van Nispen, und Bau, Eva-Maria Lemke-Schulte, in der Verantwortung. Beide haben der Senatsvorlage vorab zugestimmt. Ralf Fücks: „Es geht jetzt darum, gemeinsam politische Lösungen zu suchen, um eine gewaltsame Eskalation möglichst zu vermeiden.“

Im gesamten Weidedamm-III-Bereich leben in 450 Gärten inzwischen rund 250 Menschen, neben den gut 30 Mitgliedern des Alternativprojekts Grüner Weidedamm vor allem Obdachlose. In einzelnen Fällen soll sogar die Wohnungshilfe des Sozialamts die leerstehenden Hütten als Geheimtip weitergegeben haben. Außerdem hat sich noch eine „Alternative Uni“ in dem Kleingartengebiet niedergelassen. Ihre ersten Veranstaltungen zogen weit über 100 TeilnehmerInnen aus der autonomen Szene Norddeutschlands an. Ase