Keuschheitsgürtel und Doppel-Huf

■ Der Comic „Ayi-iga“ des Hamburgers Dohrmann bietet Sexismus im Fantasy-Gewand

Pralle Titten und geschwungene Schenkel – das zeichnet die Heldin Ayi-iga aus. Wallendes, rotes Haar fällt ihr bis in die Kniekehlen, ihre saphirblauen Augen schauen stets demutsvoll oder erschreckt-naiv. Nie weiß sie, was sie machen soll. Kennen wir. So stellen die meisten Fantasy-Comic-Zeichner das weibliche Geschlecht dar: Blöd, aber schön. Die Helden dagegen sind stark und klug. Klischees bis zur Langeweile.

Das erste Comic-Album (Ayi-iga. Die Mission der Auserwählten, Splitter Verlag) des Hamburger Zeichners Friedrich Dohrmann ist so ein Fantasy-Dings. In klassischer Schraffur-Manier gezeichnet und mit abgetönten Farben coloriert, frönt er gerne der Detail-Treue – schließlich will mann alles sehen, vom Keuschheitsgürtel bis zur Doppelhufzehe der gerittenen Vierbeiner! Die langatmigen Texte des selbsternannten Autoren holpern bisweilen und ergehen sich ebenfalls in sattsam bekannten Fantasy-Schwulst. Der rote Faden der Geschichte: Hübsche Prinzessin findet willenstarken König und Ehegatten. Ein Pubertätswerk mit absolutem Zeichentalent, möchte man meinen.

Doch Dohrmann, gelernter Zeichner und vom chronologischen Alter her die Adoleszenz längst überschritten habend, meint das ja alles ganz anders: Er will „mit der Trivialität des Fantasy-Genres spielen“, sein Comic soll „symbolträchtig“ einige „aktuelle (politische) Ereignisse und Herausforderungen“ präsentieren.

Dohrmann klärt auf: Das Reich des königlichen Obermackers mit der goldenen Aura soll die DDR sein, während das Matriarchat, aus dem die Prinzessin entstammt, sich in einem Gehege des Nationalismus wiederfindet. Weiter werden verwurstet: die Maueröffnung, Gen-Manipulation, die Freud'sche Triebtheorie und die Bevölkerung der dritten Welt, in Dohrmanns Phantasie durch besondere Mannhaftigkeit gekennzeichnet.

Der Comic quält sich zudem betulich und langatmig durch die Dohrmannschen Phantasien. Der Zeichner wäre besser bei der Gestaltung von Märchenschallplatten und Hörspielkassetten geblieben.

Greta Eck