Beratungen für Jugendliche

■ Bremer Förderpreis für verliehen, Finanzierung weiterhin ungewiß

Jugendliche brauchen einen langen Anlauf, bevor sie eine Beratung – gleich welcher Art – aufsuchen. Das stellten beide Preisträgergruppen des vergangene Woche verliehenen „Bremer Förderpreises für Jugendarbeit“ fest. „Sie wissen sehr wohl, wo sie Hilfe bekommen, aber die Hemmschwelle, in eine Beratungseinrichtung zu gehen, ist groß“, sagte Angelika Werner von der preisgekrönten Beratungsstelle des Schulzentrums Horn.

Alle zwei Jahre werden unveröffentlichte Arbeiten vom Senator für Gesundheit, Jugend und Soziales mit je 3.500 Mark ausgezeichnet. Berücksichtigt werden dabei entweder theoretische Probleme der Jugendarbeit oder eine praktisch erprobte Lösung. Prämiert worden sind diesmal zwei Projekte zu dem Thema „Wege und Utopien in der Jugendarbeit“.

Die SchülerInnen-Beratungsstelle im Schulzentrum Horn ist vor einem Jahr auf Initiative des „Instituts Dialog“ von der Bremer Universität gegründet worden. Zwei dort arbeitende Psychologie-StudentInnen (Angelika Werner und Holger Ahlf) dienen den Jugendlichen in ihrer Café-Ecke als erste Anlaufstelle. Mit dieser Präventivmaßnahme könne man SchülerInnen früh genug einen Rat oder, wenn nötig, einen Therapie-Platz besorgen, sagen die BetreuerInnen. Holger Ahlf: „Oft kommen auch gerade die SchülerInnen zu uns, die nicht auffällig sind, und deren LehrerInnen nie gedacht hätten, daß sie zur Beratung gehen würden.“

Trotz der Auszeichnung des Projektes durch die Jugendsenatorin, ist die weitere Finanzierung bisher überhaupt nicht gesichert. Bislang hatte die Leiterin des Instituts Dialog (Reichel-Kaczenski) freiwillig ein Viertel ihrer Stelle abgetreten, um die Arbeit zu ermöglichen. Das war allerdings nur als Anschub gedacht. Jugendsenatorin Gaertner hofft nun, daß das Amt für soziale Dienste die Finanzierung übernehmen kann. Die Bildungsbehörde sieht sich dazu nicht in der Lage. Aus dem „Innovationstopf“ ließe sich das Geld nicht nehmen, „denn dann müßte man es an allen Schulen haben, und das geht nicht“, sagt Birgitt Rambalski, Pressesprecherin der Bildungsbehörde.

Der zweite Förderpreis ging an das Projekt RAZ, „Ran an die Zukunft“. In vier Stadtteilen gibt es Beratungsstellen der RAZ: „Wir sind Ansprechpartnerinnen für die SchülerInnen gerade im Übergang von der Schule zum Berufsleben.“ Als Präventionsprojekt gegen die Jugendarbeitslosigkeit setzt ihre Hilfestellung bereits früh ein. Zum einen werden in den Schulen Seminare mit dem Titel „Berufsorientierung als Lebensplanung“ gehalten. In den Kontaktläden werden Hausaufgabenhilfen angeboten, und man bahnt auf Wunsch erste Kontakte zur Berufsberatung an. Danach folgen die Unterstützung im Bewerbungsverfahren, sowie spätere Azubi-Treffen.

Für die Betroffenen-Gruppe – die Jugendlichen selbst – gab es einen Sonderpreis. Im Jugend-Club „Accademy“ im Schulzentrum Obervieland benehmen sich die Jugendlichen „beispielhaft und nachahmenswert“, fand Gaertner. Die 60-100 SchülerInnen aller Altersgruppen haben ihre Klassenräume mit Postern und Farbe verschönert, machen einmal in der Woche eine Disko in der großen Pause, haben eine Mensa ins Leben gerufen und organisieren Freizeittreffs. So gibt es zum Beispiel eine AG, die ins Altersheim geht, „um den alten Leuten etwas vorzulesen“, und eine CB-Funk-AG. Auf ihren Versammlungen organisieren die SchülerInnen alles „was unsere Schule schöner macht“, erzählte Andreas Schmidt. Vivianne Agena