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■ Mit Frankfurts Skyline auf du und duÖko-Kratzer

Frankfurt/Main (taz) – Obgleich der Zusammenbruch der Schneider AG (auch) auf den Preisverfall bei Mieten und Pachten für Büro- und Geschäftsräume zurückzuführen ist, wird in Frankfurt/Main weiter an der Skyline gearbeitet. Fast zwei Milliarden Mark sollen in den fünf kommenden Jahren in vier weitere Hochhäuser investiert werden. Kein Schneider-Schock nirgends, Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) sieht nur ein „Demonstrationsbeispiel für die Nachverdichtung einer Innenstadt“.

Gebuddelt wird schon fleißig für das Japan Center. Das von der Jowa Kosan Corporation in Tokio finanzierte Gebäude soll 114 Meter hoch werden und mit seinem „auskragenden Dach“ an eine japanische Steinlampe erinnern. So werde „japanische Kultur in Deutschland“ vermittelt, schwärmt die Stadtverwaltung. Da will sich die Commerzbank nicht lumpen lassen. Auch weil er der Nachfolgeorganisation des maoistischen KBW, der Kühl KG, im Tausch gegen den KBW-Bunker in der Mainzer Landstraße ein Ökohaus an den Westbahnhof gestellt hat, will der Commerz-Vorstand jetzt einen eigenen Ökotempel errichten: das „Öko-Hochhaus“. Die Pläne hat der britische Star-Architekt Norman Forster erarbeitet: Drei der insgesamt 50 Stockwerke werden mit sogenannten Himmelsgärten ausgestattet, rund 700 Millionen Mark darf der Bau kosten, der mit 289 Metern Höhe – inklusive Antenne – selbst Helmut Jahns Messeturm überragen wird.

Auch die Versicherungen kleckern nicht: 106 Meter hoch baut die Rheinlandversicherung in der Frankfurter Wall Street (Neue Mainzer). Der Turm der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) wird 200 Meter hoch – mit 76.000 Quadratmetern Bürofläche. Schon morgen feiert die Deutsche Immobilien Fonds AG, ein Verbundunternehmen der Volks- und Raiffeisenbanken, Richtfest. Das Bürogebäude steht allerdings im Schatten der spiegelverglasten Zwillingstürme (Soll und Haben) der Deutschen Bank – passend zur Differenz der Bilanzsummen. Niemanden stört offenbar, daß selbst im Messeturm ganze Etagen nicht (mehr) vermietet werden können. Die Gewinnmillionen müssen investiert werden – sonst holt sie der Waigel Theo. Ernst zu nehmender Protest ist nicht mehr festzustellen. Die Bündnisgrünen in der Stadtregierung haben ihren Frieden mit den „Phallussymbolen“ (Grüne 1989) gemacht. Und Multikulturdezernent Dany Cohn-Bendit findet es einfach „geil, mit dem Walkman auf den Ohren mit dem Rad durch die Hochhausschluchten zu fahren“. kpk

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