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Nur der Wahlsieger steht schon fest

■ ANC-Chef Nelson Mandela (75) wird die weißen Herrscher in Pretoria ablösen. Was aber machen die Verlierer der Wahl?

Nachdem die konservative Schwarzenorganisation Inkatha sowie rechtsextreme Weiße bis auf kleine Splittergruppen beschlossen haben, nun doch an dem historischen Urnengang teilzunehmen, rechnen Beobachter nicht mehr unbedingt mit massiven Sabotageversuchen, allenfalls mit einzelnen Anschlägen. Freilich sind in der Unruheprovinz Natal die Nerven erneut angespannt, nachdem ein Mob von Anhängern der Inkatha Freiheitspartei (IFP) am Samstag in der Hauptstadt des Homeland KwaZulu, Ulundi, zwei ANC-Mitglieder ermordete und einige andere sowie vier Mitarbeiter des Unabhängigen Wahlrats stundenlang in der örtlichen Polizeistation belagerte. Der Zwischenfall läßt jedenfalls neue Auseinandersetzungen zwischen den rivalisierenden Gruppierungen erwarten.

Da Mangosuthu Buthelezis Inkatha auf den angedrohten Wahlboykott verzichtet hat, lautet jetzt die große Frage: Wie werden Inkatha-Mitglieder reagieren, wenn ihre Partei, wie zu erwarten steht, schlecht abschneidet? Laut Meinungsumfragen kann Inkatha landesweit auf ein Ergebnis zwischen fünf und zehn Prozent hoffen. Ihr Abschneiden in Natal – und die Höhe der Wahlbeteiligung – aber wird mit entscheidend für die Frage sein, ob Nelson Mandelas ANC in der Region die Mehrheit bekommen wird. Zumal die ehemalige Widerstandsorganisation ihren Zuspruch unter den vielen Südafrikanern indischer Abstammung in Natal mittlerweile eingebüßt hat. Die Inder, landesweit etwa drei Prozent der 22,7 Millionen Wahlberechtigten, stellen einen großen Teil jener vier Millionen Wähler, die Anfang April noch unentschlossen waren. Zu ihnen gehörten auch viele „Coloureds“ (neun Prozent der Wähler). Beobachter gehen freilich davon aus, daß Südafrikas letzter weißer Präsident Frederik W. De Klerk es mit seinem Wahlkampf geschafft hat, neben den Weißen (16 Prozent der Wahlberechtigten) auch den größten Teil der anderen Minderheiten hinter sich zu bringen. Deshalb scheint sicher, daß die Nationale Partei (NP) auch bei den Provinzwahlen in „Western Cape“ mit Kapstadt als Metropole gewinnt.

Von den 19 Parteien, die landesweit antreten, können sich außer den zwei großen Parteien ANC und NP, der linksgerichteten Schwarzenbewegung „Pan Africanist Congress“ (PAC) und Inkatha nur die rechtsgerichtete „Freiheitsfront“ unter General Constand Viljoen und die liberale „Demokratische Partei“ unter Führung von Zach de Beer Hoffnungen machen, einen nennenswerten Einfluß auf Südafrikas künftige Politik zu nehmen. Vom Abschneiden der „Freiheitsfront“ und der „Demokratischen Partei“ wird abhängen, ob die NP ihr Ziel erreicht. Sie will mit über 20 Prozent der Stimmen zweitstärkste Partei werden.

Der Verlierer der Wahl mag zwar noch nicht feststehen, der Sieger allemal: Nelson Mandela wird Ende dieser Woche der erste schwarze Präsident Südafrikas sein. Doch die Hoffnungen mancher ANC-Funktionäre auf eine Zweidrittelmehrheit im Parlament, die der Partei Mandelas Verfassungsänderungen im Alleingang ermöglichen würde, haben sich aller Wahrscheinlichkeit nach schon im Vorfeld zerschlagen. Willi Germund, Johannesburg

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