Mit Bomben verabschieden sich Südafrikas Rassisten

■ Inmitten einer Anschlagserie gehen die Südafrikaner ab heute wählen

Johannesburg (AFP/taz) – Heute beginnen in Südafrika die ersten freien Wahlen – aber gestern, am Tag davor, herrschte Bombenterror. Nachdem bereits am Sonntag eine gigantische Autobombe vor dem ANC-Hauptquartier in Johannesburg neun Menschenleben gefordert hatte, explodierte gestern früh gegen neun Uhr an einem Sammeltaxistand im östlichen Johannesburger Vorort Germiston ein noch größerer Sprengsatz und tötete zehn Menschen. Der Anschlagsort glich einem Kriegsschauplatz: Fünfzehn Fahrzeuge wurden völlig zerstört, zerfetzte Körperteile lagen auf der Straße. Durch umherfliegende Glassplitter und Metallteile wurden mindestens 36 Personen verletzt. Auch in anderen Johannesburger Vorstädten explodierten gestern Bomben, wobei aber niemand verletzt wurde. Insgesamt wurden bis zum Nachmittag acht Anschläge verzeichnet, vier davon gegen Wahllokale. Allgemein werden für die Gewalt rechte Extremisten verantwortlich gemacht, die offenbar Südafrikas Bürger vor der Wahlteilnahme abschrecken wollen. Anschläge auf Sammeltaxis sind dafür besonders geeignet, da viele Wähler vor allem aus gewaltgeschüttelten Townships auf solche Transportmittel angewiesen sein werden, um zu sicheren Wahlbüros zu fahren. Zu Germiston gehört das Township Kathlehong, wo die politische Gewalt in den letzten Jahren sehr heftig war.

Noch-Staatspräsident Frederik de Klerk kündigte gestern Maßnahmen gegen Rechtsextremisten an. „Wir werden nicht zulassen, daß die Rechten diese Wahl verzögern“, sagte er. Der ANC rief seine Anhänger dazu auf, sich nicht einschüchtern zu lassen. Das Parlament verabschiedete gestern nach einer hitzigen Debatte die Verfassungsänderung, die vor einer Woche mit der Inkatha-Freiheitspartei vereinbart worden war. Die weiterhin die Wahl boykottierende Konservative Partei (CP) stimmte dagegen; ihr Führer Ferdi Hartzenberg bezeichnete die beginnende Wahl als „erste Phase der kommunistischen Revolution in Südafrika“. Tagesthema Seite 3

Ein Essay von Pieter-Dirk Uys Seite 10