Massaker in Haiti

■ Anti-Guerilla-Kampf in der Provinz

Port-au-Prince (AP/AFP) – Haitische Soldaten haben am Wochenende in der Stadt Gonaives ein Blutbad angerichtet und mindestens 23 Personen umgebracht. Einwohner der Stadt und das dem gestürzten Präsidenten Aristide nahestehende „Haitische Informationsbüro“ berichteten, Soldaten hätten zunächst in dem an der Küste gelegenen Slumviertel Raboteau eine nächtliche Razzia veranstaltet. Die Soldaten schossen den Berichten zufolge in die Luft, holten Leute aus den Betten und mißhandelten sie. Bei Tagesanbruch kehrten sie zurück, schossen auf die Insassen landender Fischerboote, bemächtigten sich einiger Ruderboote und attackierten auf See weitere ankommende Fischer und Händler. Den Augenzeugenberichten zufolge wurden am Samstag drei und im Lauf des Sonntags mindestens 20 Leichen an Land gespült. Die genaue Zahl der Opfer war schwer zu ermitteln, da die Bewohner der Siedlung die Toten aus Furcht vor Seuchen sofort begraben hatten. Es handelt sich um das schwerwiegendste einzelne Massaker in Haiti seit der Machtergreifung der Militärs im September 1991.

Die Soldaten suchten nach Angaben der Polizei nach einer bewaffneten Gruppe unter Führung eines Mannes names Arnault Metayer alias „El Cubano“. Im bergigen Umland von Gonaives haben sich in jüngster Zeit offenbar Gruppen von bewaffneten Aristide-Partisanen formiert. Vor etwa zwei Wochen waren 500 Soldaten nach einem Guerillaangriff in die Dörfer ausgeschwärmt, hatten von der Landbevölkerung mit der Drohung willkürlicher Festnahmen Geld erpreßt und Frauen und Mädchen vergewaltigt.