■ Cash & Crash
: Überreaktionen verbieten

Berlin (taz) – Die Entwicklungen der globalen Finanzmärkte gefährden die Stabilität von Aktien- und Anleihekursen. Meint zumindest der einflußreiche US-amerikanische Börsenfachmann Henry Kaufmann. Das derzeitige Auf und Ab der Kurse sei nur ein Vorspiel für viel größere Schwankungen, bis hin zum Crash.

Auf einer internationalen Banker-Konferenz erklärte Kaufmann die Gründe für seinen Pessimismus: Zum einen seien da die privaten Sparer, die ihr Geld immer häufiger in Investmentfonds anlegen. Beim geringsten Anlaß könnte ein Vertrauensverlust zu einer Verkaufswelle und damit einem Crash führen. Dazu komme der zunehmende Einfluß von hochkarätigen Anlageberatern und Fondsmanagern, die nur kurzfristige Gewinnziele im Auge hätten und – ganz verwerflich – keine Loyalität gegenüber ihren nationalen Märkten walten ließen. Sobald die Gewinnerwartungen in einem Land nicht mehr optimal seien, könnten sie jederzeit das ihnen anvertraute Kapital massenweise auf irgend einen anderen nationalen Markt verschieben. Zudem finanzierten Unternehmen ihre Investitionen oft nicht mehr über Bankkredite, sondern durch Anleihen oder die Ausgabe neuer Aktien. Dadurch seien die Möglichkeiten, durch Zinspolitik auf die Finanzmärkte Einfluß zu nehmen, geschrumpft.

Und schließlich warnte Kaufmann vor den so populären Derivaten, etwa den Termingeschäften. Sie stellen Vereinbarungen dar, zu einem bestimmten Termin und Preis Aktien, Anleihen oder Rohstoffe zu kaufen oder verkaufen. Mit diesen Finanzinnovationen können sich Investoren gegen Kursschwankungen absichern, mit ihrer Hilfe lassen sich aber auch Kursgewinne – und eben auch -verluste – potenzieren.

Kaufmanns Rat: Zum einen stärkere Kontrolle durch Banken- und Börsenaufsichten. Zum anderen müßte ein plötzlicher Verkaufsrun von Investmentfonds-Anteilen verhindert werden, indem Anleger ihre Fonds- Anteile erst nach einer Kündigungsfrist von 60 bis 90 Tagen verkaufen dürfen. Nervöse Überreaktionen sollen also schlicht per Gesetz abgeschafft werden. lieb