Arbeitsbeschaffungsmaßnahme Kiez

■ Von der ABM-Stelle zum Erstliga-Trainer: Seppo Eichkorn und Eleven heute in Bochum

Sein designierter Nachfolger wurde schon von der Presse präsentiert. So etwa keine Chance wurde „Seppo“ Josef Eichkorn zugesprochen, als im Herbst des vergangenen Jahres die von ihm betreute Equipe des FC St. Pauli auf einmal auf einem Abstiegsplatz wiederzufinden war. Zu sehr schmerzte die Erinnerung an die Vor-Saison, in der sich der Kiezclub erst in der letzten Begegnung die Zweitklassigkeit sichern konnte. Präsident Heinz Weisener stellte der Mannschaft von Eichkorn das Ultimatum, daß aus den Heim-Spielen gegen Jena und Uerdingen vier Punkte geholt werden müßten. Und, oh Wunder, seitdem haben die Eichkorn-Eleven nicht mehr verloren und eine neue Legende rankt sich um den Verein aus dem Schmuddelviertel: 29:5 Punkte in Folge, Aufstieg scheint unvermeidlich.

Obschon: Der Weg des Seppo Eichkorn auf den Chef-Trainersessel ist durchaus Kiezclub-kompatibel. Wie Helmut Schulte, unter dessen Ägide der FC St. Pauli 1988 fußballerische Erstklassigkeit erlangte, war Eichkorn zuerst in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für den Verein tätig – einer ABM zur Integration von Migrantenkindern. Ebenso wie Helmut Schulte war er zuerst Co-Trainer und wurde nur mit einigen Zweifeln zum Chef berufen. Anders als beim Trainerliebling von 1988-91 hat das Präsidium ihn einen sportlichen Berater vor die Nase gesetzt: Jürgen Wähling, der als Trainer schon erstklassig gearbeitet hat. Die Eifersüchteleien der beiden Fußballfachleute sind unterdes im plötzlichen Erfolg erstickt. Öffentlich ärgert sich Eichkorn nur noch darüber, daß seine Eleven von einigen Kritikern verkannt werden und sagt trotzig: „Unsere Tore sind keine Zufallsprodukte, wie es in einigen Zeitungen zu lesen war.“ Sei's drum. Beim Freizeitvergnügen St. Pauli ist es doch eigentlich egal, wie die Tore fallen, ein paar Tausend Fans begleiten ihre Lieblinge sowieso zum heutigen Auswärtsspiel beim Tabellenführer Bochum. kader