Ein unverhoffter Zugewinn an Dramatik

■ Rothenbaum: Anke Huber putzt Katarzyna Nowak und trifft nun auf Sabine Hack

Allmählich wird es doch voller. Am Rothenbaum füllen sich die saftgrünen Promiboxen und auch die hellgrüngebleichten Plastiksitze des Center Courts bestimmen immer weniger das Bild.

Mehr noch: Allmählich gewinnen die Spiele des Hamburger Frauen-Tennisturniers sogar an Dramatik. Etwa die Begegnung zwischen Anke Huber und Katarzyna Nowak. Im ersten Satz patzte das vormalige deutsche Tennisküken – inzwischen immerhin schon 19 Jahre alt – mächtig: ein 3:6.

Die nächsten beiden Sätze gewann die Werbeträgerin für Pennäler-Fastfood zwar mit 6:4 und 6:1, und somit die Begegnung. So recht zufrieden erschien sie indes nicht. „Sowas darf normalerweise nicht passieren“, selbstbezeterte sich die Siegerin, die wegen einer Verletzung erst wieder seit drei Wochen auf die grellgelben Bälle drischt. „Im falschen Moment habe ich den falschen Ball gespielt“, muffelte Anke Huber weiter.

Nun, es war schon bemerkbar, daß die Übung fehlt: entweder landete das Tauschobjekt der Spielerinnen im Netz oder im Aus. Somit ein leichtes Spiel für die 173. der Weltrangliste Nowak. Im Gegensatz zu der an vierter Stelle getippten Huber kam die 25jährige Polin erst durch die Qualifikation in die Runde der letzten 16. Spielte dabei gar nicht so übel: In den ersten zwölf Spielen holte sie zum Beispiel neun Breaks, ließ die Badenserin nur schwer punkten.

Das Publikum, das sich teilweise – und ziemlich out – mit Funktelephonen ins rechte Licht rücken wollte, klatschte brav und aufmunternd für die Deutsche. „Anke, Attacke“, schallte es Schalke-gleich über den Centre Court des hanseatischen Tennisanwesens.

Auch ihr Coach Boris Breskvar war schließlich sichtlich erleichtert über den Sieg seines Schützlings. „Mein Gesicht ist nicht rot von der Sonne – sondern vor Aufregung“ plauderte Breskvar, der im übrigen in den Kindertennistagen von Bobbele und der Gräfin mitwirkte.

Nun steht dem Duell des diesjährigen Rothenbaum-Turniers nichts mehr im Wege: dem Aufeinandertreffen der deutschen Nummer 2, der Frau Huber und ihrer ärgsten Verfolgerin, der Sabine Hack, die in der nationalen Rangliste auf Position 3 geführt wird. Die Begegnung also, die in Ermangelung einer echten Kontrahentin für Steffi Graf zumindest noch etwas Spannung verspricht.

Um der Chronistenpflicht zu genügen, muß noch angemerkt werden, daß sich die „Fleißige Hummel aus Barcelona“ (“Rothenbaum-Zeitschrift“ über Arantxa Sanchez-Vicario) wieder gefangen hat. Die Weltranglistenzweite fertigte in gewohnter Souveränität Bettina Fulco Villela mit 6:3 und 6:0 ab. Nina Westphal/kader

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