Karl V

■ Fanny Müller - Die vierte Geschichte von Frau K.

or der Pro an der Stresemannstraße. Frau K. unterhält sich mit einer Punkerin. Ich stelle meine Kiste mit Mineralwasser ab und geselle mich dazu. Man spricht so dies und das. Das Hundefutter ist auch teurer geworden. Und der Frühlingsquark. Hinter uns lümmelt sich ein schwer angesäuselter Punk auf der Kühlerhaube eines Schrottautos und brabbelt Unverständliches vor sich hin. Plötzlich richtet er sich auf und tippt Frau K. auf die Schulter: „Ey, wie schreibt man einklich ,klah'?“ „Meinst du ,klar wie Kloßbrühe?'“ „Joah“. Sie buchstabiert.

„Scheiße!“ schreit er auf, „Kalle! Die schwule Sau! Den mach'ch fertich!“ Er krempelt mühsam seinen linken Ärmel hoch. Quer über den ganzen Oberarm steht frisch tätowiert „alles karl“. Frau K. versucht ihn zu beruhigen: „Der is bloß Legastheniker.“ „Waswaswas“, brüllt er wieder los, „die schwule Legasthenikersau, den mach'ch fertich!“ Er sackt wieder zurück. „Scheiße! Das geht ja nich. Der is ja gestern in'n Knast.“ Er streichelt seinen Arm. „Arme schwule Legasthenikersau. Da machn se ihn fertich.“