■ Low-Budget-Kick
: Hamburger Debakel in der Oberliga-Nord

Sie werden drei Kreuze machen, die Hamburger Oberligisten, wenn diese Saison erstmal vorbei ist. Zweimal Mittelmaß, zweimal Abstiegskampf - das kann kaum einen Fan hinter dem Ofen hervorholen.

Am Donnerstag riß nun auch die letzte positive Serie eines Hamburger Vereins. Der VfL 93 handelte sich beim 0:1 gegen den VfL Osnabrück die erste Heimniederlage der Saison ein. „Das macht nichts“, sagte Trainer Uwe Erkenbrecher, „wir haben bislang eine großartige Saison gespielt.“ Die soll am kommenden Dienstag mit dem Pokalsieg gekrönt werden. An der Hoheluft (18.30 Uhr) kommt es dann zum Duell der Traditionsmannschaften zwischen dem VfL 93 und Altona 93.

Verzichten wird Erkenbrecher für den Rest der Saison auf Klaus Ottens. „Mangelnde Leistungsbereitschaft“, wird dem Ex-St. Paulianer vorgeworfen. Für Lurups Mäzen Uwe Einsath ein Grund, den Namen des VfL-Trainers ein wenig umzuwandeln: „Uwe ist ein Ehrenbrecher...“. Hintergund: Der VfL muß in der nächsten Woche bei Lurups Abstiegskonkurrent Norderstedt antreten, und Ottens wechselt natürlich nur zu einem Regionalligisten SV Lurup. „Mir sind die Frozzeleinen der Hamburger Klubs egal“, sagt Uwe Erkenbrecher, „jeder soll vor seiner eigenen Haustür kehren.“

Apropos kehren: Die Sache mit den neuen Besen hat auch in Bergedorf (bislang) geklappt. 4:0-Punkte holte Josef Sobecki, nachdem er Manfred Lorenz (nur 20:4-Zähler in Folge) geschaßt hatte. Und heute kommt's drauf an. Im Spiel gegen die Amateure des FC St. Pauli fällt die Vorentscheidung, wer in der Aufstiegsrunde steht. Noch haben die Kiez-Kicker zwei Punkte (und 27 Tore) Vorsprung. Bei einem 14:0-Sieg der „85er“ wäre also wieder alles offen...

Doch so weit will es St. Pauli an den Sander Tannen nicht kommen lassen. Und schon gar nicht die Fans. Die haben seit dem Pokalendspiel vor zwei Jahren (3:2 für Bergedorf) die „Haßkappe“ auf, wenn es gegen die „Elstern“ geht. Zu recht, denn damals machte eine kleine Fan-Gruppe der Bergedorfer mit Nazi-Parolen auf sich aufmerksam. Nun ist das an sich schon dumm, dreist, bescheuert, oder wie man das sonst nennen will - aber in der 4. Liga ist es dazu noch genauso lächerlich wie die nun schon sechs Jahre andauernden Aufstiegsbemühungen von Bergedorf 85...

St. Pauli steckte in den letzten Spielen ein wenig in der Krise. Krampf-Siege waren an der Tagesordnung, selbst das 7:1 am Mittwoch gegen den Horner TV wurde erst in den zweiten 45 Minuten herausgeschossen, als Jens Scharping eingewechselt worden war. Der soll auch heute für Schwung im Angriff sorgen, ist derzeit aber der einzige Stürmer von Format, da Toni Spanoyannis im Urlaub ist. Bleibt nur zu hoffen, daß Scharping bis dahin seine Fuß-Prellung überwunden hat.

Apropos überwinden: Wer nach der St. Pauli-Feier in Bochum, dem Spiel in Bergedorf, dem Genuß von Maibock, dem Tanz in den Mai und der Demo am Sonntag immer noch nicht genug hat, der sollte am Nachmittag nach Pinneberg fahren. Dort könnte schon der neue Hamburger Meister gekürt werden. Denn der SC Concordia giert beim VfL auf Wiedergutmachung für die ungerechte und unglückliche Niederlage in Bergedorf.

Nobby Siegmann