Heirat für Hasenspucke

■ Theater Zeppelin mit „Adieu Prinz!“ in den Kammerspielen

Alle Menschen: werdet Brüder! Und wenn ihr's nicht von selber tut, gibt's was aus Prinzessin Frederikes Flakon. Sie hat nämlich eine Duftnote elaboriert, dank derer Versuchs-Kröte und -Heuschrecke sich endlich in die Arme fallen. Auf ihre keifigen Eltern wirkt der Duft auch. Und auf sie selbst im Zufallsselbstversuch: Der natürlich-frische Prinz von Lapislazuli wird ihr Herzbube. Zu Recht, denn er hatte es anders als die vorherigen Hei-ratsbewerber geschafft, die für den Liebesduft noch fehlende Hasenspucke aufzutreiben.

So kommt die resolute 16-jährige Blaublutgöre, alias Carolin Spieß, doch zum elterlicherseits für sie per Annonce gesuchten Ehekandidaten. Der Titel des Duft- und Typenspektakels Adieu, Prinz! führt also ein bißchen in die Irre. Aber nur ein bißchen, weil Autorin Ishel Eichel und Regisseurin Stephanie Grau vor den glücklichen Sieger eine Reihe von Klapskallis gesetzt haben, die nach egomaner Schnellbalz abblitzen. Ein Fest für Boris Krebs, der alle vorführt: einen kurzsichtigen Maulhelden, einen selbstverliebten, zuckenden Gameboy-Junkie, einen kaufgeilen Blender und Heiratsschwindler. Und den Sieger.

Auch als königlicher Waldemar von Wegen darf Boris Krebs stummelbeinig glänzen und weiter aufzeigen, daß mit Wesen männlichen Geschlechts nicht viel los ist. Wenn nicht selbstverliebt, dann Weichei. Axel Pätz als riesige, leicht angeschwuchtelte Gattin Sieglind kommt aber auch nicht viel besser weg. Eine Erwachsene eben.

In der musikgarnierten, komisch-schrillen Märchenwelt vom Theater Zeppelin sind Kinder die Bühnensieger, und zwar jene, die geradeaus und klar ihre Wünsche in die Tat umsetzen. Fern von Konsum, mit einer gehörigen Portion Erkenntnisdrang im Gepäck, mit einem ehrlichen Herzen am richtigen Fleck. Und da sie nicht gestorben sind: hingehen und angucken!

Ludwig Hugo

Für Kinder ab 10 Jahren. Weitere Vorstellungen: heute und morgen, 9./10. und 26.-31. Mai