Wende im Kopf -betr.: "Druck auf Frauenförderung", taz vom 28.4.94

Betr.: „Druck auf Frauenförderung“, taz vom 28.4.

Im Rahmen der Landtagsdebatte zu o.a. Thema hatte ich mich als letzter Redner zu Wort gemeldet, weil es mir wichtig erschien festzustellen, daß sich Frauenförderung in der Privatwirtschaft nicht in der Prämierung frauenfreundlicher Unternehmen und wohlgemeinter Appelle erschöpfen kann, sondern nur in konkreten Maßnahmen, die ich als Unternehmer aus eigener Erfahrung kenne.

Dazu gehören für mich eine Wende in den Köpfen, d.h. Unternehmen in Zukunft immer mehr damit rechnen müssen, sowohl Frauen als auch Männer für Kindererziehungszeiten freistellen zu müssen. Damit verringert sich ein „geschlechtsspezifischer Nachteil“ der Frauen im Berufsleben.

Hinzu kommt, daß der Geseztgeber vielfach dazu beigetragen hat – häufig unwissentlich und ohne schlechte Absicht – die Chancen von Frauen zu verschlechtern. Ein Beispiel:

Die Ausbildungschancen von Mädchen in geweblichen und technischen Berufen werden in der Praxis dadurch eingeschränkt, daß kleine und mittlere Handwerksunternehmen nicht bereit sind, zusätzliche, von der Gewerbeaufsicht und Arbeitsstättenverordnung verlangte, Sozialräume einzubauen. Hier muß man sich als Gesetzgeber pragmatischer verhalten können.

Ich habe sehr wohl die Frage gestellt, ob das Erziehungsurlaubsgesetz (3 Jahre) faktisch nicht zum Hindernis für Frauen, gerade in qualifizierten Stellungen, geworden ist. Es schützt diejenigen Frauen, die einen Arbeitsplatz haben, versehen aber Frauen bei Bewerbungen und/oder Beförderungen mit einem zusätzlichen „Risikofaktor“, den Ihnen bei der Einstellung zwar niemand bestätigen, der aber häufig durch konkretes Verhalten dokumentiert wird.

Zur unterschiedlichen Bezahlung habe ich gesagt, daß ich aus eigener Erfahrung keinen Tarifvertrag kenne, in dem es unterschiedliche Vergütungen für Frauen und Männer gibt, sehr wohl allerdings in der Einstufung in verschiedene Lohn- bzw. Gehaltsgruppen.

Sehr geehrte Frau Kaiser, ich weiß nicht, ob Sie meinen Redebeitrag persönlich gehört haben, Ihr Kommentar läßt mich daran zweifeln. Vielleich fragen Sie bei den anderen Rednerinnen einmal nach, ob diese Ihr FDP-Chauvi-Unternehmerbild teilen. Klaus Ziegler, Mitglied der Bürgerschaft, FDP