■ Mit den Galapagosinseln auf du und du
: Verwunschene Inseln

Puerto Ayora (taz) – Als 1535 der Bischof Tomás de Berlanga im Auftrag der spanischen Krone nach Peru segelte, kam er vom Kurs ab und landete auf einigen Inseln mitten im Pazifik, die er wegen ihres geheimnisvollen Aussehens und der merkwürdigen Flora und Fauna „islas encantadas“, verwunschene Inseln, nannte. „Es sah aus, als habe es Steine geregnet“, beschrieb er die vulkanischen Eilande in einem Brief an Karl V.

Durch die Luft und mit den Meeresströmungen kamen im Laufe der Jahrhunderttausende Pflanzen und Tiere auf den Archipel: eine völlig zufällige Auswahl von Arten, die im Lauf der Zeit ihr eigenes ungestörtes und unverwechselbares Ökosystem entfalteten. Erst die englischen Seeräuber des 17. und 18. und die Walfänger des 19. Jahrhunderts (darunter Herman Melville, der ein Buch über die „Enchanted Islands“ schrieb) griffen in dieses System ein. Vorwiegend dadurch, daß sie fremde Tiere ein- und Hunderttausende Schildkröten als lebenden Proviant auf ihren Schiffen wegschleppten.

1835 – inzwischen gehörte der Archipel zu Ecuador – kam der junge Charles Darwin auf seiner Weltreise mit der „Beagle“ für sechs Wochen nach Galapagos. Er studierte die von Insel zu Insel verschiedenen Tierarten und merkte dabei, wie sehr sie sich durch natürliche Auslese den jeweils herrschenden Bedingungen angepaßt hatten: Galapagos war das lebendige Beispiel seines Buches „The Origin of Species“.

In den 20er Jahren versuchte eine Reihe zivilisationsmüder Europäer sich auf den Inseln anzusiedeln, darunter auch einige Deutsche. Der Fall des verschrobenen Naturphilosophen Dr. Ritter, der mit seiner Geliebten auf der Insel Floreana ein Häuschen baute, ging damals in der Weltpresse herum.

Auf Anregung von Hans Hass und Irenäus Eibl-Eibesfeld wurden die Galapagosinseln 1959 (zum hundertsten Geburtstag von Darwins „Entstehung der Arten“) zum Nationalpark erklärt. Mit den 60er Jahren fing der Tourismus auf den Inseln an zu boomen. Seit 1969 gibt es das Kreuzfahrtschiff Santa Cruz, das Woche für Woche insgesamt 90 Passagiere zu Ausflügen auf die interessantesten Inseln bringt. Vor zwei Wochen half die Santa Cruz dabei, Soldaten zum Löschen des Feuers auf der Insel Isabela zu transportieren. Die Schildkröten werden es ihr danken. Thomas Pampuch