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■ Moise Matura aus Simbabwe über das Dilemma eines schwarzafrikanischen Filmemachers

Vor ein paar Jahren drehte Moise Matura aus Simbabwe hier in Bremen seinen Dokumentarfilm „Mitten ins Schwarze“. Das ZDF sendete ihn letzten Herbst beim „Kleinen Fernsehspiel“. In diesem Film erzählt Moise Matura von seinen Erlebnissen in Deutschland, und irgendwann sagt er da: „Ich wollte das Leben und die Leute hier verstehen, aber ich hab mich zurückgezogen, es ist mir zu fremd.“ Jetzt ist er wieder in der Stadt.

Sind Sie zurückgekommen, um diesem Fremdsein zu trotzen? Dieses Zurückziehen hieß ja nicht, daß ich mich nun nicht mehr für Deutschland interessiere. Es gab einfach ein paar Sachen, mit denen ich nichts mehr zu tun haben wollte. In „Mitten ins Schwarze“ wollte ich vor allem den Leuten zuhause zeigen, wie es in Deutschland wirklich ist. Und zwar total subjektiv.

Haben Sie denn Ihren Film auch in Simbabwe gezeigt?

Er ist zweimal in einem Kino gelaufen. Die Leute, die noch nicht in Europa gewesen sind, waren sehr erstaunt und haben mir teilweise nicht geglaubt, weil sie einfach ihre Traumvorstellung von Deutschland haben.

Auch „Mitten ins Schwarze“ steckt ja voller Klischees.

Stimmen die etwa nicht? Eine Freundin meinte hinterher, ich hätte mich da ausgekotzt. Ich habe einfach das erzählt, was ich erlebt habe.

Die deutsche Filmbranche ruft nach mehr – Sie haben inzwischen die verschiedensten Angebote und Aufträge bekommen.

Für das Filmbüro Hamburg schreibe ich ein Drehbuch zu einem Dokumentarfilm mit dem Arbeitstitel „Die zweite Sklaverei in Afrika“. So nach dem Motto: Die Westafrikaner besorgen sich Geld, um nach Europa zu kommen, und Sklaven zu werden. Ich will zeigen, wieso diese Leute hierher kommen, obwohl es ihnen hier einfach nicht gut geht. Südwestfunk und Arte möchten, daß ich in einem Spielfilm einen schwarzen Asylanten spiele, einen total hilflosen, der hier nicht alleine überleben kann. Seine deutsche Freundin muß ihn heiraten, damit er hierbleiben kann. Ich hab mich geweigert; jetzt haben wir uns darauf geeinigt, daß ich die Rolle umschreibe und aus dem braven, schwarzen Baby einen ganz normalen Menschen mache.

Das hört sich so an, als sollte der Schwarzafrikaner Moise Matura, der einmal einen Film über Fremdenfeindlichkeit gemacht hat, gefälligst auch dabei bleiben.

Viele Leute denken ja in Kategorien. Und wenn sie dich kategorisieren, dann marginalisieren sie dich. Ein Film von einem Afrikaner, der muß für viele über Rassismus oder Ausländerproblematik gehen. Ich habe keine Lust, noch einen Film wie „Mitten ins Schwarze“ zu drehen, um noch einen Spiegel für Deutschland zu machen. Du brauchst ja für einen Film auch eine gewisse Leidenschaft.

Mögen Sie denn auch diesen Anflug von Zynismus, mit dem zum Beispiel Pepe Danquart in seinem Oscar-Preisträger „Schwarzfahrer“ mit dem Thema umgeht?

„Schwarzfahrer“ ist auf seine Art ziemlich absurd. Kein Schwarzer würde nur einfach lächelnd dasitzen und sich dermaßen beschimpfen lassen. Mir geht's mehr um Realitäten. In „Mitten ins Schwarze“ haben sich einige Leute extrem verarscht gefühlt, haben gesagt, der Film sei „antideutsch“. Und gleichzeitig haben sie sich totgelacht. Ich hab ja schon einige heftige Sachen gezeigt. Zum Beispiel diese Schweineszenen auf dem Freimarkt.

Gab's da eigentlich überhaupt keinen Widerstand vom ZDF?

Na ja, sie meinten, es dürften keine Leute, die Joints rauchen, im ZDF zu sehen sein. Ich versuche halt, mich über so was Eingefahrenes hinwegzusetzen. Ich bin jetzt zweiundzwanzig. Als ich „Mitten ins Schwarze“ gemacht habe, war ich zwanzig. Ich hab einfach gesagt, ich sei sechsundzwanzig, sonst hätte ich den Vertrag nicht bekommen. Das haben die bis kurz vor Schluß nicht gemerkt. Und da war schon klar, daß der Film gut geworden ist.

Das hat die nicht verärgert?

Nee, die wollen wieder was fürs Kleine Fernsehspiel von mir haben. Mir ist aber wichtiger, daß ich nebenher auch meine eigenen Sachen mache. Ich möchte mich einfach diesen ganzen Zwängen nicht aussetzen. Diese Künstler, die sich alle nicht trauen, das zu zeigen, was sie wirklich wollen, weil sie meinen, sie kriegen dann kein Geld. Da lobe ich mir doch Rosa von Praunheim zum Beispiel.

Haben Sie schon etwas Konkretes in Arbeit?

Ja, eine crazy Lovestory, die hier in Bremen spielt. Eine Sommergeschichte, eine Komödie, mit einem Afrikaner und einer Deutschen, haha. So etwas muß ich halt dann vorfinanzieren. Fragen: Silvia Plahl