Macht das Tomtom!

■ „The Bobs“, die singende Instrumentenhandlung: a cappella samstags im Kito, da capo heute im Modernes

Im Kito saß am Samstag abend eine Fangemeinde beisammen. Ausverkauft war das Konzert der „Bobs“ schon längst, und auf die Frage von der Bühne, wer denn auch beim letzten Auftritt des A-cappella-Quartetts schon dabei gewesen wäre, hob fast jeder zweite seine Hand. Seit die „Bobs“ 91 das erste Mal in Deutschland auftraten, kommen sie alle Jahre wieder nach Bremen, und immer noch begeistert ihre Vokaltechnik und zünden ihre Witze. Man freut sich über die alten Bekannten unter den Songs wie „Psycho Killer“, das romantische Duett über die Liebe im Waschsalon oder das explosive „Spontaneous Human Combustion“, aber mehr als die Hälfte des Programms besteht aus neuen Coverversionen und Eigenkompositionen.

„The Bobs“ sind keine Gesangsgruppe im eigentlichen Sinne des Wortes: ihre Songs sind wie für eine normale Popband mit den verschiedensten Soloinstrumenten arrangiert – und sie singen zugleich präzise und komisch den Baß, das Schlagzeug, die Gitarren sowie Trompete, Sitar, Steel Guitar, Tuba oder „Vocal Bongos“.

Vor allen Dingen die Coverversionen (goldene Oldies aus dem Erinnerungsschatz aller kultivierter Mittdreißiger) werden bei ihnen zu genau treffenden Karikaturen: „Strawberry Fields“ klingt so psychedelisch, daß einem schwindelig wird, in „The Wind Cries Mary“ von Jimi Hendrix weint der Baß-bob Richard Greene den Blues in tiefste Kneipenlagen, und Leonard Cohens „Bird on the Wire“ wird als Punk-Grunge-Garage-Cocktail in Grund und Boden gesungen.

Man vergißt beinahe, wie virtuos die Vier singen, so unangestrengt und witzig präsentieren sie ihre Show. Und anläßlich einer boshaften Abrechnung mit der Rapmusik „singt“ Matthew Stull so haarsträubend falsch und unrhythmisch, wie es nur ein wirklicher Könner vermag.

Am Samstag abend war das Publikum so enthusiastisch, wie ich es schon lange nicht mehr bei einem Konzert erlebt habe. Mehrere Zugaben wurden fast erzwungen, und es wurde so kräftig mit den Füßen getrampelt, daß der Holzfußboden des KITO bedenklich vibrierte. Es gibt noch eine Gelegenheit, dieses Paradebeispiel einer intelligenten amerikanischen Bühnenshow zu erleben: Heute um 20 Uhr singen „The Bobs“ im Modernes.

Willy Taub