Wiegen, wagen, winnen!

■ Der Beirat Mitte stellt sich komplett hinters künftige Musical

Da jetzt selbst der Beirat seinen Segen gesprochen hat: Wer sollte da noch verhindern, daß Bremen einmal für sein künftiges Musical berühmt sein wird, gleich nach Hamburg, Berlin und Bochum? Schon im Januar nächsten Jahres soll der Umbau des jetzigen „Show Park“ beginnen, schon im Herbst 1996 soll der „Mogul“ Friedrich Kurz einziehen, und dann schlägt vollends die Stunde der Gewinnerwartung.

Am Dienstag abend streute schon einmal Heinrich Mura von der bremischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, kurz WfG, Zahlen wie Blumen aus vor dem zuständigen Beirat Mitte: Mit 200.000 zusätzlichen Übernachtungen pro Jahr rechne der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, kurz Dehoga, mit 66 Millionen zusätzlichem Umsatz desgleichen, und auf zögerliche Nachfragen seitens des Beirates, ob nicht doch der Markt irgendwann auch einmal abgegrast sein könnte, vielleicht gerade wenn Bremen dann endlich zur Stelle ist, wußte Heinrich Mura sofort die Antwort, daß vielmehr der Musicalmarkt einer dieser Märkte sei, die immer noch größer, immer noch unermeßlicher werden, je mehr Absahner hineindrängen, „nehmen Sie nur die Fahrräder, da geht ja heute auch schon der Trend zum Zweit- oder Drittrad!“

Aber natürlich, selbst so ein Musicalmarkt werde nicht ewig weiterbrummen können, im Jahr 2000 sei er nach den Erhebungen der WfG unwiderruflich „gesättigt“, was sich insofern gut trifft, als Bremen hiernach keine Sekunde und keinen Gedanken mehr vergeuden dürfte, schon gar nicht an die Bonität der WfG. Und schon mengte sich auch noch der Karstadt-Geschäftsführer Blumenberg, der eigens herbeigeeilt war, an dieser Stelle in die Diskussion und rief mit Vehemenz zum „Wagen und Winnen“ auf.

Das erinnerte eine Besucherin an eine Fahrt auf gut Glück nach Hannover, wo einmal das „Phantom der Oper“ gastierte, „und es waren nur 40 Leute gekommen“, was Blumenberg wiederum mit dem Hinweis konterte, er habe sich ja mehrmals schon für „Qualiteet“ diesbezüglich ausgesprochen: „Das ist nun einmal der Unterschied zwischen solchen Wald- und Wiesensängern, die da herumtouren, und einem Peter Hofmann, der ja wohl eine anerkannte Kapaziteet ist!“

Nun war kein Halten mehr, und der Vorgang gewann noch an Schönheit durch das Papier, welches die WfG verteilt hatte. Darauf war stimmungsvoll verzeichnet, wie alles begann, und zwar folgendermaßen: Juni 1993 Herr Kurz besucht zum ersten Mal Bremen. Der Charme und die Einzigartigkeit der Hansestadt haben es ihm angetan. Die Idee, ein Musical in Bremen aufzuführen, läßt ihn nicht mehr los. Die WfG Bremen begleitet ihn bei der Besichtigung verschiedener Standorte, die als Spielstätte in Frage kommen könnten.

Es blieb wohl keine Seele ungerührt bei der Vorstellung, wie WfG Bremen einen gar nicht mehr losgelassenen Herrn Kurz durch die Einzigartigkeit der Hansestadt führt, bloß folgte dann noch der Zusatz: Dezember 1993Infrastrukturelle Maßnahmen seitens Bremen werden von Herrn Kurz und den Eigentümern des „Show Parks“ als erforderlich dargestellt.

Da wollte dann doch noch der Beirat ein bißchen umschmeichelt sein, und Anne Albers (SPD) warf ein, „ohne daß ich jetzt direkt was dagegen hätte“, daß in Hamburg doch wohl das Geschäft bloß wegen der vielen Kongresse so gut laufe, wo dann abends auf Firmenkosten unerschütterlich ins Musical gegangen wird, hingegen Bremen und speziell unser Kongreßzentrum! Das regte einen Beirat zu der Idee an, man könne dann doch Bremen mit Hamburg zusammen „im Doppelpack vermarkten“, und so ging es noch ein Weilchen dahin, dann ergab sich der Beirat der Übermacht der Zukunftsperspektive: Alle zehn versammelten Mitglieder hoben die Hand zum Antrag der CDU, man möge nach Kräften das Werden des Musicals unterstützen. schak