„Die Cosacs müssen hierbleiben“

■ Protest gegen Abschiebung einer rumänischen Familie / „Haft und Folter für Landesverrat“

Kindertheater vor dem Rathaus: Vier Knirpse kauern am Boden vor einer gestrengen Richterin in schwarzer Robe. Sie spielen die rumänische Familie Cosac, die von der Abschiebung aus Bremen bedroht ist. Warum sie denn nicht nach Hause wollten, fragt die Richterin. Weil sie Angst haben vor der Polizei und „weil wir da keine Freunde haben“. – „Abgelehnt“ lautet das Urteil. Auch eine Brille für die Richterin hilft nicht weiter: „Abgelehnt“. Erst mit einem Fernrohr entdeckt sie die Weisheit: „In den Sternen steht geschrieben: Hiergeblieben!“

Das Schicksal der Familie Cosac aus Bremen-Lesum steht wirklich in den Sternen. Ihr Asylantrag wurde abgelehnt, nun hat auch das Verwaltungsgericht Bremen gegen sie entschieden. In den nächsten Wochen befürchten die Cosacs und mit ihnen ihre FreundInnen aus der Schule am Mönchshof die Abschiebung zurück nach Herrmannstadt. Denn Rumänien gilt dem Auswärtigen Amt als „sicherer Drittstaat“: dort gebe es keine politische Verfolgung: Ein Land, wo vor kurzem wieder eine Gedenktafel an den stalinistischen Diktator Ceaucescu errichtet wurde. Anke Haskamp von der „Interessengemeinschaft Cosac“ zur Lage im Land: „Die Telefone werden überwacht und der Geheimdienst Securitate ist immer noch aktiv, wenn auch unter anderem Namen. Die Cosacs erwartet Haft und Folter, denn sie gelten als Landesverräter.“

Die Eltern Cosacs sind nämlich 1988 aus dem damals noch von Ceaucescu regierten Rumänien geflohen. Erst 18 Monate später, erzählen sie, konnten ihre beiden Söhne Christian und Mircea nach Bremen nachkommen. Die beiden sind inzwischen neun und elf Jahre alt, sprechen fließend deutsch und kein Wort Rumänisch und haben keine FreundInnen in Rumänien. Dafür stellen sich ihre MitschülerInnen und ihr Fußballclub TSV lesum-Burgdamm hinter sie. „Der Vater ist für den Fall seiner Flucht von einem Securitate-Offizier in Herrmannstadt massiv mit dem Tod bedroht worden,“ sagt die Anwältin, Sabine Nina Schlensker. „Dieser Offizier sitzt jetzt immer noch in der Polizei.“

Seit sechs Jahren sind die Cosacs hier, sie arbeiten in einem Imbiß, mit dem sie sich selbständig machen wollen, wenn sie eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Aber da machte Innensenator Friedrich van Nispen den etwa 50 DemonstrantInnen wenig Hoffnung: „Ich werde mir die Akten nochmal ansehen, aber wir haben hunderte solcher Fälle. Ich will keinen Präzedenzfall schaffen.“ Die FreundInnen der Cosacs dagegen verlangen vom Innensenator eine Duldung oder Aufenthaltsgenehmigung für die Familie. „wie die Sache genannt wird, ist uns eigentlich egal, Hauptsache die Cosacs dürfen hierbleiben,“ meint Anke Haskamp. In zwei Jahren steht der rumänischen Familie eine Aufenthaltsberechtigung zu, in einem Jahr könnten sie sich um die Einbürgerung bewerben. „Wir tun alles, um hierzubleiben, denn wir können nicht nach Rumänien zurückgehen“, sagt die Mutter. „Wenn wir einmal da sind, kommen wir nie wieder raus.“ bpo