Die Brandstifter kamen aus Lübecks rechter Szene

■ Bundesanwaltschaft hüllt sich in Schweigen

Hamburg (dpa/taz) – Nach der Verhaftung der vier mutmaßlichen Brandstifter von Lübeck hüllte sich die Bundesanwaltschaft am Dienstag zu den Hintergründen in Schweigen. Ein Geständnis der jungen Männer wollte ihr Sprecher, Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Förster, weder bestätigen noch dementieren. Die Tatverdächtigen im Alter von 19 bis 24 Jahren waren am Montag wegen des Anschlags auf die Lübecker Synagoge vor rund fünf Wochen verhaftet worden.

Nach dem bisherigen Ermittlungsstand hatten die vier jungen Männer sich am Abend des 24. März „aus Haß gegen Ausländer und Juden“ zu dem Brandanschlag auf die Synagoge entschlossen. Sie werden des gemeinschaftlichen Mordversuchs verdächtigt. Förster erklärte gestern: „Es gibt derzeit keinen Anfangsverdacht für die Tat einer terroristischen oder kriminellen Vereinigung.“ Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte die Verhaftung als eindeutiges Signal, daß die Justiz solche Anschläge nicht mehr als Bagatellen, sondern als Kapitalverbrechen ansehe.

Als Folge von Anschlägen herrsche in den jüdischen Gemeinden Verunsicherung, sagte das Direktoriumsmitglied des Zentralrats, Michel Friedman, in Frankfurt am Main. Er fordere „keine politische Justiz, jedoch aber eine wehrhafte“. Franz Schönhuber dagegen will von einem politischen Hintergrund der Tat offenbar nichts wissen. „Gegen Narren ist kein Kraut gewachsen“, sagte er auf Anfrage der taz. Er habe sich „immer wieder von solchen Verrückten und Kriminellen distanziert und ihre gerechte Bestrafung gefordert“.

Lübecks Bürgermeister Michael Bouteiller (SPD) zeigte sich entsetzt: „Es ist das Schlimmste eingetreten: daß offenbar Jugendliche aus Lübeck diese schreckliche Tat begangen haben.“ Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 10