Poolparty mit Personal

■ SPD-Sportstadträte zur Neustrukturierung der Bäderlandschaft / Bezirke sollen Bäderbetrieb managen

Im Konflikt um die Privatisierung der öffentlichen Schwimmbäder schlagen die Wogen höher: Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Sportstadträte legte gestern ein Vier-Punkte-Programm zur Neustrukturierung der Berliner Bäderlandschaft vor. Das Positionspapier von dreizehn roten Sportstadträten, unter ihnen Fredy Stach (Spandau), Helmut Borchardt (Kreuzberg), Elke Judersleben (Schöneberg) und Dankward Brinksmeier (Mitte), fordert in fünf „Essentials“, die Umstrukturierung der Bäder in eine zentral geführte „Bäder-GmbH“ fallenzulassen. Statt dessen sollten die Schwimmstätten als bezirkliche Eigenbetriebe geführt werden.

Sportsenator Jürgen Klemann (CDU) hält dagegen an der Bäder- GmbH fest. Schon auf der Sparklausur des Senats im März hatte er vorgeschlagen, die 72 öffentlichen Hallen- und Freibäder der 23 Bezirke ab 1. Januar 1995 in eine landeseigene Trägerschaft zu überführen. Der Senator erhofft sich dadurch, die Subventionen der Bäder von jährlich 120 Millionen Mark durch unternehmerisches Wirtschaften auf 90 Millionen Mark herunterfahren zu können. Ein zentral geführter Aufsichtsrat soll die Interessen der GmbH vertreten, wie Edmund Brandt, Referent in der Sportverwaltung, sagte. Das Bäder-Management könne so neu organisiert, die Personalkosten gedrosselt und ausgewählte Bäder in Animations- und Freizeitbäder umgestaltet werden.

Die Sozialdemokraten wenden sich entschieden gegen die zentrale Bäderinstitution. „Das hätte zur Folge, daß die Vorstellungen der Bezirke nur über den Aufsichtsrat vertreten würden“, erklärte Stach. Die Einzelinteressen jedes Bezirks gingen somit „baden“. Zugleich bestünde die Gefahr, daß die rein wirtschaftlich ausgerichteten Überlegungen der Bäder-GmbH zum Verkauf der Bäder führen könnten. Außerdem sei „nicht garantiert, daß Kitas, Schulen und kleine Vereine weiter kostenlos schwimmen gehen könnten“, ergänzte Brinksmeier.

Unter örtlicher Regie und als bezirklicher Eigenbetrieb sei gesichert, daß die Verbindungen zu den bezirklichen Interessen gewahrt blieben, sagte Stach. Nach Ansicht der AG könnte ein bezirklicher Eigenbetrieb die Öffnungszeiten der Schwimmbäder „bedarfsorientiert“ gestalten und die Bäder mit Sport- und Spaßmöglichenkeiten ausstatten. „Ein Schwimmen im Rechteck wird es nicht mehr geben.“ Bei einer differenzierten Bädernutzung wäre es zugleich möglich, den Personalaufwand flexibler zu organisieren. Einsparungen bzw. Gewinne sollen eine getrennte Bädertechnik sowie „Mitternachtsbaden und Poolparties mit eigenem Personal“ bringen. Zudem ist die Abschaffung der Saisonkarten geplant: „Bei Regen und kaltem Wetter muß ein Bad nicht offengehalten werden.“ Nach Ansicht der Sozialdemokraten müsse dagegen politisch gesichert werden, daß sozial Schwachen weiter mit Zuschüssen freier Eintritt gewährt würde. Die Vorschläge sollen mit Klemann Anfang nächster Woche diskutiert werden. Mit Unterstützungen aus den Reihen ihrer CDU-Kollegen rechnen die SPDler nicht. Rolf Lautenschläger