Mops und Klau

■ Die Hamburger „WGG“ will Text-Diebstahl verhindern

Geklaut wird immer. Ideen, Konzepte und Texte sind vor unberechtigter Übernahme besonders ungeschützt. Beispiele gibt es zuhauf: Die sich zum Masochismus bekennende Autorin Sina Aline Geißler schrieb für ihr Buch „Mut zur Demut“ aus dem Presseorgan des Hamburger Sündikats, dem Magazin Schlagzeilen, seitenweise ab, während die bayrische Hypothekenbank den Slogan „Eine Bank, ein Wort“ benutzt, obwohl ein Hamburger Autohaus mit „Ein Werner, ein Wort“ schon viel früher warb.

Um dem Ideen- und Texte-Klau einen Riegel vorzuschieben, hat sich in Hamburg die „Writers Guild of Germany (WGG)“ gegründet. Was seit Jahrzehnten in Hollywood bei der „Writers Guild of America (WGA) praktiziert wird, soll auch in Deutschland Kreative vor mißbräuchlicher Verwendung ihres geistigen Gutes schützen: die offizielle Registrierung.

So kann vor Gericht immer bewiesen werden, daß die Reportage, das Drehbuch, das Exposé, der Roman am soundsovielten von Frau X oder Herrn Y fertig war. Sollte dann später eine Fernseh-Anstalt, ein Presse-Verlag oder eine Werbeagentur dieselbe Konzeption oder einen ähnlichen Text senden oder publik machen, ohne die UrheberInnen angemessen dafür zu bezahlen, kann dieser mentale Diebstahl auch als solcher geahndet werden und Schadensersatzforderungen nach sich ziehen.

Denn obwohl Carola Nett und Hartwig Patrick Peters, die die WGG gründeten, keine Notare oder Rechtsanwälte sind, gilt ihr Wort vor Gericht. Beide kommen aus der Filmbranche und kennen beispielsweise die Nöte der Drehbuch-AutorInnen. Peters erzählt die Geschichte der „Guldenburgs“, auch dieses Fernseh-Drehbuch wurde geklaut. Dadurch entgehen dem rechtmäßigen Autoren sechs-stellige Honorarbeträge. Dies wäre bei einer Registrierung nicht passiert.

Die kostet nur 40 Mark, egal, um was es sich handelt. Finanziert werden kann das kleine Büro in der Bahrenfelder Straße 69 davon nicht. Der Rest werde von seinen privaten Geldern bestritten, sagt Peters, denn er sei „Idealist“. Seit April konnte die WGG 26 Registrierungen vornehmen und in ihre geheim gelagerten Ordner abheften. Davon seien 60 Prozent Drehbücher, schätzt Carola Nett. Die Anmeldung bei der WGG hat im übrigen nichts mit der Verwertungs-Gesellschaft Wort oder den urheberrechtlichen Ansprüchen zu tun, die beide nur bei unveränderten Texten eine Rolle spielen.

Eine mit Datum versehene Hinterlegung ist auch in der Musikbranche seit langem üblich, um dem Klau von Melodien vorzubeugen. Dieser Prophylaxe-Effekt soll auch mit der WGG angestrebt werden. Denn wenn erst bekannt ist, daß sich der Diebstahl belegen läßt, wird er seltener begangen werden.

Die Idee für die WGG haben sich Nett und Peters im übrigen direkt beim Deutschen Patentamt registrieren lassen, „für 360 Mark“, lächelt Peters.Annette Bolz