■ Urdrüs wahre Kolumne
: Party-Service vom Senat

Fragt uns doch ein leicht angeranzter Herr um 5O beim Verlassen der Diskretionszone in der Sparkassen-Schalterhalle: „Könnse nichma einem Meckelnborger Jung helfen, die Muddi zum Muddertach anständich rasiert zu besuchen?“ Den Heiermann gibt man gern!

Keinen einzigen Zwickel mehr aber für die Geier der Breminale-Vermarktungs-GmbH. Nicht nur, daß diese Abzocker und Abstauber zur Finanzierung ihrer traurigen Trend-Existenzen dem schlichten Flohmarktvolk ausgerechnet zum Kampfmai mehr Geld aus der Tasche ziehen: Jetzt bilden sich diese verbüttelten Lehnsherren senatorischer Zwangsverwaltung auch noch ein, sie könnten das Grundrecht der HändlerInnen auf Freie Markt- und Rumpelwirtschaft meistbietend untervermieten.Statt das Ansinnen des stinkenden Fischhandels auf Parkplätze statt Trödel zurückzuweisen, „will die Breminale wenigstens eine Abfindung, über deren Höhe sie allerdings nicht reden will“ (TAZ, 4.5.94). Soweit kommt das noch!

Arglos bestellt der brave Familienvater beim Familienministerium eine Broschüre der Öffentlichkeits-arbeit des Hauses zur Urlaubsplanung und erhält nach vielen Wochen des Wartens schließlich die Nachricht, daß die Schrift beim herausgebenden Ministerium vergriffen sei, aber weiterhin über alle ADAC-Geschäftsstellen abgegeben werde. So weit ist es also schon, daß der Staat den informationsbewußten Bürger zwingt, sich in die Arme dieser kriminellen Vereinigung für spontane Kindstötung zu begeben: Genießt die automobile Mafia bereits Verfassungsrang?

Der Charme und die Einzigartigkeit der Hansestadt haben es ihm also angetan, dem Mjusikäl-Schwaben Friedrich Kurz und da verwundert es nicht weiter, wenn die dafür zuständigen Herren aus Wirtschaftsförderung und Wirtschaftsressort ihm schon mal kräftig die Hämorrhoiden lutschen. In präventiver Notwehr aber gegen diesen neuerlichen Anschlag umherreisender Regenmacher auf die Stadtkasse tragen wir hier mit Häme weiter, was der Einzelhandelskaufmann Blumenberg auf der Sitzung des Beirats Mitte als zwischenrufender Lümmel aus der dritten Bank preisgab: „Der Kurz hat damals nicht mal seine Hotelrechnung bezahlt!“ Tja, das ist das Problem dieser Stadt: Immer wollen die Kerle mit denen Geschäfte machen, die genau wie sie schon auf die Gratis-Happen vom allgemeinen Party-Service abonniert sind. Zechpreller de luxe sozusagen.

Na bitte! Kaum ist das mit legal und illegal halbwegs geklärt, da ruft auch schon das Landesjugendcamp der Evangelen zum Workshop „Hanf – zu schade zum Rauchen“ über Pfingsten nach Verden. Mit dem Wörtchen „nur“ hinter „schade“ wäre das durchaus konsensfähig! Erneut aber appelieren wir an die junge Christenheit, den Austragungsort ihres alljährlichen Camps zu verlegen: Missionarischer Jubel der Sieger im Sachsenhain, wo stolze Heiden literweise ihr Blut dem neuen Gotte opfern mußten – bei Odin, das muß doch wohl nicht sein!

Ulrich Reineking-Drügemöller