Standbild: Wüste Bilder
■ "Crash 2030"
„Crash 2030“, Mittwoch, 21.45 Uhr, ARD
Im Jahr 2030 ermittelt die EU gegen die Verantwortlichen für die europaweite Öko-Katastrophe: Mitterrand, Thatcher und Kohl, außerdem die Chefs der Energiekonzerne und Autofirmen. So viel Klartext wie in Joachim Faulstichs Sience-fiction-Doku-Drama „Crash 2030“, einer Art radikal-ökologischer Rachephantasie, ist im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nur noch selten zu hören.
Der EG-Staatsanwalt Gerd Galowski sucht nach den Schuldigen, die am Ende des 20. Jahrhunderts die letzte Gelegenheit verpaßt haben, die ökologische Apokalypse noch zu verhindern. Dabei bereist er im Diensthelikopter ein Europa, das so unbewohnbar geworden ist wie der Mond: Die biologisch toten Meere steigen unaufhaltsam auf die deutschen Hafenstädte zu, im Teutoburger Wald wüten Brände um das Hermannsdenkmal, südeuropäische Hotelburgen sind von Umweltflüchtlingen aus der Dritten Welt besetzt worden.
Basierend auf Studien des Max-Planck-Instituts zeichnet Faulstich das äußerst wahrscheinliche Bild einer verheerenden Zukunft. Fast genauso beunruhigend wie sein apokalyptisches Untergangsszenario sind allerdings die Möglichkeiten der elektronischen Bildmanipulation, die „Crash 2030“ demonstriert: Mit Hilfe der Computersimulation gelingt es schon heute recht überzeugend, das Koblenzer Deutsche Eck in ein ausgedörrtes Flußbett zu versetzen oder Garmisch unter Schlammlawinen zu begraben.
Da fragt man sich, wieviel Glaubwürdigkeit den Fernsehbildern in naher Zukunft noch zukommen wird. „Crash 2030“ ist erst in zweiter Linie ein Appell an die ökologische Vernunft, sondern vor allem eine Warnung vor einer Art televisionärer Umweltkatastrophe. Denn wenn wir nicht aufpassen, werden wir im verwüsteten Europa des Jahres 2030 vor dem Fernseher sitzen und uns mit einer digital erzeugten heilen Welt aus der Paint-Box trösten. Tilmann Baumgärtel
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