3,8 Millionen auf Arbeitssuche

■ Bundesanstalt für Arbeit verkündet „einzelne Lichtblicke“

Nürnberg (taz) – 3,8 Millionen Arbeitslose registrierten die Arbeitsämter Ende April. Grund genug für die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, über „einzelne Lichtblicke“ und eine „etwas freundlichere“ Lage zu räsonieren. Zählt man aber die Entlastungswirkung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen wie Kurzarbeit, Vorruhestandsregelungen oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen hinzu, kommt man auf eine Zahl von 5,5 Millionen Menschen ohne festen Arbeitsplatz. Weitere 2,1 Millionen haben aufgrund der allgemeinen Entwicklung resigniert, sich vorläufig oder endgültig vom Arbeitsmarkt zurückgezogen und bilden nun die sogenannte „stille Reserve“.

In den alten Bundesländern waren Ende April 2.590.363 Menschen arbeitslos gemeldet, 49.700 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote sank dementsprechend um 0,1 Prozent auf 8,4 Prozent. Der Präsident der Bundesanstalts für Arbeit, Bernhard Jagoda macht für diesen Rückgang die schwächer werdende Rezession verantwortlich. Deshalb habe sich auch die Kurzarbeit „bemerkenswert stark“ verringert. Sie nahm gegenüber März um fast 100.000 auf 367.800 ab, und das gerade beim Maschinenbau oder im Straßenfahrzeugbau, also in Branchen, die besonders früh und einschneidend von der Rezession betroffen waren.

Aufgrund der Sparmaßnahmen der Bundesregierung nahm der Entlastungseffekt arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen gegenüber dem Vorjahr um 200.000 auf 500.000 ab. Die Teilnehmerzahlen an den beruflichen Weiterbildungen schrumpften um 16,8 Prozent, die der ABM-InhaberInnen um 5,7 Prozent.

Den Rückgang der Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern um 44.100 auf 1.216.286 Ende April führte Jagoda größtenteils auf jahreszeitliche Einflüsse zurück. Daß die Arbeitslosenquote die derzeitige Marke von 16,2 Prozent nicht weit überschritten hat, liege an der „beachtlichen Steigerung“ bei den ABM. Sie nahmen gegenüber dem Vormonat um 19.000 auf 257.200 zu. Altersübergangs- bzw. Vorruhestandsgeld bezogen dagegen nurmehr 669.000 Personen. Das sind 31.000 weniger als im März und 208.100 weniger als noch ein Jahr zuvor. Trotzdem wurde der Arbeitsmarkt Ost durch derartige Maßnahmen noch in einer Größenordnung von 1,2 Millionen entlastet.

Eindeutige Verlierer auf dem Arbeitsmarkt in den neuen Ländern sind auch weiterhin die Frauen. Deren Arbeitslosenquote ist mit 22,6 Prozent fast doppelt so hoch wie die der Männer (12 Prozent). Fast zwei Drittel aller Arbeitslosen sind Frauen. Sie sind durchschnittlich 54 Wochen arbeitslos, Männer dagegen nur gut halb so lang. Entsprechend ihrem Anteil an den Arbeitslosen sind Frauen an Arbeitsbeschaffungs- und beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen nach wie vor unterrepräsentiert. „Es bleibt noch viel zu tun“, kommentierte dies BA-Chef Jagoda. Bernd Siegler