Elektroniksperren gegen Invasion vom Kontinent

■ Die kanalschwimmende Hündin Umbra über Englands Abschottungspolitik gegenüber Tieren

taz: Frau Umbra, Sie wollen im September die dreiunddreißig Kilometer von Calais nach Dover schwimmen. Dabei könnten Sie jetzt im Tunnel das Wasser trockenen Fußes unterqueren. Verraten Sie unseren LeserInnen doch, warum Sie lieber baden gehen, statt wie die Herren Mitterrand und Major die Tunnellösung zu favorisieren?

Umbra: Das liegt doch auf der Pfote: Wer kann schon 800 Mark berappen. Außerdem haben die Briten Angst vor uns. Der Kanaltunnel ist auf der englischen Seite mit Elektroniksperren gegen die Invasion der Tiere vom europäischen Kontinent gesichert.

Wenn wir Sie recht verstehen, sind Sie gegen diese staatliche Abschottungspolitik?

Natürlich. Wir dürfen unseren Planeten nicht den Zweibeinern und Europa nicht der menschlichen Union überlassen. Wir sehen uns in einer Front mit den Armen dieser Welt. Die tierische Emanzipationsstrategie erfordert es geradezu, daß die von Menschenhand erbauten Mauern niedergerissen und die natürlichen Grenzen, wie das Wasser, überschritten werden. Gerade Sie als Berliner müßten doch die Befreiung aus der Zwangsisolation nachvollziehen können.

Was geht Sie, die Sie ja Amerikanerin sind, eigentlich Europa an?

Sie tun ja gerade so, als ob Europa ohne uns zurechtkäme. Wann ist dieser Kontinent im 20. Jahrhundert je ohne unseren Beistand vorangekommen? Ich erinnere Sie nur an Appeasement. Aber soweit müssen wir gar nicht zurückblicken. Denken Sie an J.F.K. und seinen meistzitierten Satz...

...„Ich bin ein Börlinör.“ Schon klar, aber Berlin ist nicht Europa...

Ich bitte Sie, diese Weltstadt mit all ihrer Historie müßte der keltischen Wiedervereinigung zweier durch die Evolution so gegensätzlicher kulinarischer Kulturen wie die der französischen Froschfresser und der salzlosen Engländer doch mit allem Nachfühlungsvermögen gegenüberstehen!

Frau Umbra, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. Interview: Heim/Huth