Doppelte Szenen kaputter Freundschaften

■ Kampnagel: Eröffnung von „Junge Hunde im Mai“ mit einer Doppelpremiere

Zum zweiten Mal bietet Kampnagel ein Forum für neue, junge Regisseure aus der Welt des Tanzes und des Theaters. Junge Hunde im Mai lautet wiederum der Titel, der „Lust macht in die Jarrestraße zu fahren“, wie Kultursenatorin Christina Weiss im Programmheft versichert. Eröffnet wurde die Reihe der „Versuchsanordnungen“ am Donnerstag aber von George Tabori mit Sekt und Canapés. Die Premiere von Jan Puschs True Volume True Program schloß sich an. „Ein Heimspiel für 2 Tänzer“ nennt Pusch, der in Personalunion choreographierte, die Bühne gestaltete sowie die Musik schrieb, sein Stück und deutet damit bereits die ungewöhnliche Form seines Werkes an: Zwei Tänzer (Aliksey Schoettle und Jan Pusch) in Frischhaltebeutelanzügen stellen Stationen ihrer Beziehung dar: von Obsession bis Rezession, von Zuckerbrot bis Peitsche.

Zu Beginn wirken die Bewegungen von Aliksey Schoettle und des auch am Hamburger Ballett arbeitenden Pusch unsicher und kantig, doch im Laufe der Aufführung brennt ein Feuerwerk aus Kraft und Eleganz ab. Beide ziehen sämtliche Register ihres tänzerischen Repertoires und der Zuschauer erfährt via Optik, wie schwierig ja fast ausweglos diese Freundschaft ist. Besondere Erwähnung verdient das Bühnenbild, das mit geschickt eingesetzten Schaltern und durch akustische Tricks eine zusätzliche Dimension schuf.

Eine Premiere jagt die nächste: The Minimal Jazzical – Anfänge folgte. In Halle 1 versuchten Thorsten Wilrodt, auch für Buch und Regie verantwortlich, und seine Partnerin Edith Adam, ihrerseits eine schon zerbrochene Beziehung darzustellen. Diesmal mit Mitteln der Sprache und der Musik.

„Jazztheater“ nennt der Regisseur, der nebenbei noch in der Funk-Formation Ready, Willing & Able spielt, seine Ausdrucksform und verbindet in ihr Elemente des Free Jazz und des Bewegungstheaters. Fünf Musiker hat er dafür aufgeboten, während er sich mit seiner Partnerin, unter Zuhilfenahme von Texten von Ivan Malinovski, Edmond Rostand und William Shakespeare, über die zerbrochene Liebe verbal auseinandersetzt.

Wieder einmal ein gelungener Versuch der Kampnagel-Macher, ein Podium für Nachwuchskünstler zu schaffen, und ihnen einen Raum für die Umsetzung ihrer Ideen zu bieten. Zu den diesjährigen Jungen Hunden bietet Kampnagel eine Gruppe von Supervisoren aus der europäischen Theaterszene, die den ambitionierten Talenten mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Christoph Arndt