Ein Programm zwischen Pomp und Diskurs

■ Eine Flut von Veranstaltungen erwartet den Architektur-Neugierigen im Sommer / Eine Auswahl

Mit den ersten Ausstellungseröffnungen beginnt nächste Woche der Architektursommer, an dessen Organisation sich fast alle Kunstinstitute und Architektur-Institutionen beteiligen (taz berichtete) Das fulminante Programm wird sich bis August erstrecken.

Ausstellungen

Hamburg 2000 und Architektur für Hamburg stellen gemeinsam mit der Fritz Schumacher-Ausstellung das Herzstück des Architektursommers dar. In den Deichtorhallen stellen die Stadtentwicklungsbehörde und der Bund Deutscher Architekten vom 26. Mai bis zum 17. Juli gebautes und geplantes Hamburg dar. Die Steb gibt außerdem Einblicke in die Arbeit der Behörde. Der BDA präsentiert 90 ausgewählte Beispiele von Architektur in Hamburg.

Eine der interessantesten Ausstellungen ist sicherlich die Würdigung Jean Nouvels. Die gleichermaßen intellektuell wie ästhetisch durchgearbeiteten Bauten des französischen Stararchitekten werden vom 17. Juni bis zum 14. August im Kunstverein gezeigt und sicherlich heiß diskutiert.

Giovanni Battista Piranesis visionäre Entwürfe von möglicher und vergangener Architektur werden in der Kunsthalle gezeigt. Die Zeichnungen aus eigenen Beständen geben einen Überblick über seine Pläne und rekonstruierende Zeichnungen des antiken Roms (19. Mai bis zum 17. Juli).

Eine Zeitreise durch die Architektur in der Photografie bietet das Museum für Kunst und Gewerbe vom 27. Mai bis zum 24. Juli. Einmal quer durch unser Jahrhundert läßt sich die wechselvolle Beziehung zwischen Gebautem und seiner Abbildung nachvollziehen.

Dem Altmeister der nordischen Moderne Alva Aalto widmet sich die Freie Akademie der Künste (19. Mai bis 26. Juni). Ihr ehemaliges Mitglied wird über seinen ganzen künstlerischen Lebensweg hin mit Modellen, Plänen, Fotografien und Einrichtungsgegenständen gewürdigt.

Bald hat auch Hamburg einen dieser häßlichen Bauklötze aus dem Hause Oswald Mathias Ungers: Das Museum für zeitgenössische Kunst (siehe Foto). Aus diesem Anlaß zeigt die Kunsthalle vom 12. Mai bis zum 26. Juni eine Werkausstellung mit Modellen und Zeichnungen des Kölner Architekten.

Weitere Ausstellungen: Der Kunstverein zeigt bereits architektonische Vorstellungen von Künstlern (Architektur der Ideen, noch bis 23 Mai.). Die Gruppe eigenwilliger Hamburger Architekten Next Modern präsentiert ihre Ideen in der Finanzbehörde (14. Mai bis 17. Juni). 30 Jahre Architekturmodelle sind in der gmp architekturwerkstatt vom 1. Juni bis zum 16. Juli zu sehen und das Barlach Haus zeigt Beispiele der „aufgelockerten und gegliederten Stadt“ mit Beispielen Hamburger Nachkriegsarchitekten (An der Elbe entlang, 30. Mai bis 28. August). Außerdem zeigen diverse Hamburger Galerien eigene Architektur-Ausstellungen zu allen Bereichen der Baukunst (siehe Katalog).

Diskussionen und Vorträge

Hamburgische Architektenkammer: Vom 15. bis zum 17. Juni: Deutscher Architektentag 1994 – Risiko Stadt? Diskussionen und Vorträge über Perspektiven und Krisen der Urbanität der 90er Jahre. Anmeldung und Information: Hamburgische Architektenkammer, Tel: 44 44 55

Universität Hamburg: Vom 25. bis zum 28. Mai: Symposium Philosophia practica – Architektur als politische Kultur. Architektur und Städtebau bestimmen als monumentale Zeichen und „politischer Raum“ die europäische Kultur seit der Antike. Die Bilder, die durch sie entworfen wurden, werden in zahlreichen Vorträgen beleuchtet (Uni-Hauptgebäude, Hörsaal A, 9 bis 18 Uhr).

Diskussionen in den Deichtorhallen: Auswärtige Gäste dikutieren die Visionen von Frauen für die Stadt (Stadt der Frauen, 20. Juni, 19 Uhr). Der streitbare New Yorker Soziologe Richard Sennett diskutiert mit Hamburgs visionsscheuem Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (16. Juni, 19 Uhr) über die Zukunft der Stadt.

Technische Universität Harburg: 17. Juni, in der Handelskammer: Die Ökonomie der Stadt – Problemlagen, Risiken, Pespektiven. Wissenschaftler und Stadtplaner sprechen über die ökonomische Zukunft der Städte und über die mögliche Verzahnung von Arbeitsmarktpo-litik, Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung.

Deichtorhallen: 14. und 15. Juni, Symposium und Kreativwerkstatt: Wohnen im Hafen? Wie könnte eine ökologisch zukunftsweisende Stadtentwicklung aussehen? Stadtplaner, Architekten, Soziologen, Landschafts- und Verkehrsplaner üben sich in interdisziplinärer Planungskultur.

Events

Der 24 Stunden Park. Am 8. Juli wird der Grünzug Neu Altona nachts zum Park gemacht. Mit Bäumen, Installationen und einem großen Zelt wird ein Raum zum Leben geschaffen. Am 9. Juli wird ab 14 Uhr diskutiert und gefeiert.

Hamburg – die Stadt, der Hafen, das Un(t)ergründliche. In der Nacht zum 5. Juni wird der Alte Elbtunnel für 24 Stunden zur internationalen Kunströhre. Künstler aus Köln, St.Petersburg und Hamburg präsentieren ihre Werke.

Filme

Im Passage-Kino werden zwischen dem 12. Mai und 14. August jeden Sonntag um 11 Uhr Filme über Stadtleben, -lust und -untergang gezeigt. Das Abaton zeigt am 29. Mai um 11 Uhr historische Aufnahmen über Stadtplanung und Wohnungsbau in Hamburg.

Literatur

Sechs Wochen lang werden im Literaturhaus und auf Kampnagel Autoren, Philosophen und Kulturtheoretiker in 12 Lesungen um das Thema Stadt als Schauplatz des Lebens kreisen.

Spaziergänge

25 verschiedene Organisationen bieten von Mai bis August über 100 geführte Spaziergänge an (Einzelheiten im Katalog).

Der Programmkatalog kann zum Preis von 10 Mark plus 3,50 Mark Versandkosten (per Verrechnungsscheck) bestellt werden bei: Ayer Public Relations, An der Alster 42, 20099 Hamburg.