Schwarze Liste im Rathaus

■ Ausstellung zu ökologischem Bauen beschäftigt sich stark mit Baustoffen, die nicht benutzt werden sollten / Greenpeace im Charlottenburger Rathaus beteiligt

Neugierig sieht die Besucherin, wo sie überall erkranken könnte: Nervenschäden könnten hervorgerufen werden, steht neben dem Pfeil auf ihre Stirn geschrieben; darunter, daß Augenkrankheiten möglich sind. Die Aufzählung mit Pfeilen auf verschiedene Körperteile setzt sich fort von Hautkrebs über Vergiftungen bis hin zu Erbgutschäden. Diesen Gefahren ist jeder ausgesetzt, so lautet die unmißverständliche Botschaft im Rathaus Charlottenburg. Da die Erkrankungen neben einem spiegelnden Schattenriß aufgelistet sind, sieht sich jeder Besucher der dortigen Ausstellung selbst – und so unmittelbar mit dem Problem der Schäden durch Chlorchemie konfrontiert.

Der beschriftete Spiegel in Menschenform ist Teil der Ausstellung „Ökologisches Bauen“, die noch bis zum 28. Mai im Foyer im ersten Stock des Rathauses zu sehen ist. Aufgebaut wurde sie von der Berliner Greenpeace-Gruppe, die diese Möglichkeit nutzt, Informationen über gefährliche Materialien und mögliche Alternativen, mit Forderungen der Umweltschutzorganisation zu kombinieren.

Schwerpunkt ist der beharrliche Kampf gegen Desinformation, Verharmlosung und Irreleitung: So gehört auch eine Erklärung des BASF-Konzerns zur Ausstellung, in der versichert wird, daß das hauseigene Produkt „Styrodur, frei von FCKW“, also vom Ozon- Killer Fluorchlorkohlenwasserstoff ist. Direkt daneben ist die Erklärung von Greenpeace angebracht, in der BASF „Schönfärberei“ vorgeworfen wird: „Verwendet wird aber das H-FCKW 142b, welches ebenfalls zur Zerstörung der Ozonschicht und zum Treibhauseffekt beiträgt.“ Auch daß es sich dabei um teilhalogeniertes FCKW handelt, wird erläutert.

Allerdings ähneln die meisten dieser Gegenüberstellungen von Schriftstücken einer Broschüre, die auseinandergenommen und an ein paar Pinnwände verteilt wurde. Diese stehen relativ lieblos beieinander; sie fallen nicht einmal besonders auf neben den ständigen Schautafeln der Pommerschen Landsmannschaft und des Reichsbundes. Es fehlt vor allem an echten Ausstellungsstücken wie dem spiegelnden Menschenumriß oder den alternativen Dämmstoffen, die als kleine Probestücke an einer Stellwand befestigt sind: Holzfaserplatte, Zellulose, Schafwolle, Kokos, Schaumglas und Kork können angefaßt und als Alternativen zu den Mineralfasern begriffen werden. ca