Debatte erwünscht

■ betr.: „Planstellen und Pensions berechtigungen“, taz vom 27.4.94

Die inhaltliche Bearbeitung des Themas wirft bei mir einige Fragen auf.

Es ist schon ein erstaunlicher Vorgang, daß parallel zu den Bemühungen, mit der Krise in den Kulturhaushalten den Soziokulturellen Zentren das Geld abzugraben, die Krise der Soziokultur ausgerufen wird. Zwar gibt es Besuchereinbrüche in traditionellen Kulturinstituten, aber merke, die Krise haben immer die anderen. Es ist kein neuer Vorgang, eigentlich ein eingefahrener: Traditionelle Kultureinrichtungen müssen sich nicht legitimieren, sie sind da. Soziokulturelle Zentren schreiben brav ihre Rechenschaftsberichte, veröffentlichen Dokumentationen ihrer Arbeit, organisieren Kongresse aus inhaltlichem Interesse, aus der Notwendigkeit und eben auch immer unter dem Zwang, die Arbeit ständig öffentlich legitimieren zu müssen. Sie sind eben nicht einfach da. Sie sind immer noch – und das ist finanzpolitisch interessant – streichbar.

Erstaunlich für mich auch der Vorgang, daß gerade die genannten Veröffentlichungen, die die Breite und Stärke soziokultureller Arbeit dokumentieren, herangezogen werden, um die Krise der Soziokultur herbeizureden. Es wäre äußerst begrüßenswert, wenn in der taz tatsächlich eine Debatte um die Soziokultur angeregt würde, denn selbstverständlich – im Sinne des Wortes – hat sie Probleme, weil sie die gesellschaftlichen Probleme ernst nimmt und sich einmischt. Aber dieser ärgerliche Überfliegerartikel trägt nichts zu einer solchen Debatte bei, im Gegenteil, sowohl die Soziokultur als auch die beiden Veröffentlichungen werden völlig verzerrt dargestellt. Barbara Weber, Hannover