Eine Demütigung für die Russen

■ Prominente fordern gemeinsame Verabschiedung alliierter und vrussischer Streitkräfte

Berlin (dpa/taz) – Prominente aus Politik und Kultur haben sich am Wochenende für eine gemeinsame Verabschiedung der russischen Streitkräfte aus Deutschland und der westalliierten Truppen aus Berlin ausgesprochen. Gleichzeitig wurde in verschiedenen Festakten an den 8. Mai 1945 erinnert, den Tag der Kapitulation des Hitler- Faschismus. Aus diesem Anlaß legten am Sonntag an vielen Orten Ostdeutschlands russische Militärs zum letzten Mal vor dem Abzug auf deutschem Boden Kränze zu Ehren ihrer Kriegstoten nieder.

„Wir halten die gesonderte und zweitrangige Verabschiedung der Roten Armee für unangemessen, ja für demütigend“, hieß es in einer Erklärung der SPD-Ost-Spitzenkandidaten Reinhard Höppner (Sachsen-Anhalt), Karl-Heinz Kunckel (Sachsen), Harald Ringstorff (Mecklenburg-Vorpommern), Gerd Schuchardt (Thüringen), Manfred Stolpe (Brandenburg) und Wolfgang Thierse (Bundestag/Berlin). Die Rote Armee und die Völker der Sowjetunion hätten die Hauptlast des Kampfes gegen den Hitler-Faschismus getragen, und Freiheit und Einheit für die Ostdeutschen wären ohne den entscheidenden Beitrag der Sowjetunion nicht möglich gewesen. Ohne die „wahrlich unterschiedliche Rolle der Besatzungsmächte im geteilten Deutschland“ zu vergessen, sei eine „Form der Verabschiedung“ notwendig, „die unseren Respekt angemessen ausdrückt und die Würde und den Stolz der ehemaligen Siegermacht nicht verletzt“.

Auch der DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer forderte eine gemeinsame Abschiedsfeier für alle alliierten Truppen. Den herzlichen Abschied von den Westalliierten mitansehen zu müssen, während man selbst ausgeschlossen sei, werde radikale und nationalistische Kräfte in Rußland stärken. Die gleiche Auffassung vertrat der in Köln lebende russische Schriftsteller Lew Kopelew.

An den sowjetischen Ehrenmalen in Berlin-Treptow und nahe dem Brandenburger Tor legten der Oberkommandierende der Westgruppe der Russischen Streitkräfte in Deutschland, Generaloberst Burlakow, und seine Soldaten Kränze nieder.