Eimsbütteler Kinderladen als Umwandlungsopfer

■ „Belle 66“ vor dem Aus? / Jugendamt hat an Kauf „kein Interesse“

Ein „Paradies“ ist bedroht: Toberaum, Werkstube, Kuschelzimmer und ein großer Garten für 20 Kinder, die abwechselnd von fünf ErzieherInnen umsorgt werden – das alles wird es wohl im nächsten Jahr nicht mehr geben. Der Grund: Die Räume des Kinderladens „Belle 66 e.V.“ in der Eimsbütteler Bellealliancestraße sollen von Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt werden.

„Eine Schweizer Immobilienfirma hat das Gebäude erworben. Nachdem die Abgeschlossenheitsbescheinigung vorlag, bot man uns die Räume nach dem gesetzmäßigen Vorkaufsrecht an“, berichtet Erzieherin Jutta Kliemesch. Doch die geforderten 560.000 Mark waren für den kleinen Verein zuviel. So wandte sich der Kinderladen an das zuständige Amt für Jugend. “Die Behörde ist aber nicht begeistert“, bedauert Tania Frevert, die den Schriftwechsel für die Elterninitiative übernommen hat.

Dabei haben sich die Eltern einen klugen Plan ausgedacht: Stellt ein bereits beauftragter Gutachter den Wert der Räume fest, wollen sie der Immobilienfirma 500.000 Mark offerieren. Davon sollen 400.000 Mark durch eine Bank finanziert werden, 20.000 Mark die Mütter und Väter selbst aufbringen, 80.000 Mark die Jugendbehörde übernehmen. „Die Ratenzahlungen wären nicht höher als die Miete“, erläutert Tania Frevert. Viele Vereine hätten so schon die Existenz ihrer Kitas gesichert, sagt die Mutter von zwei Kindern.

Doch das Amt sträubt sich. „Solch ein Kauf ist zwar generell nicht ausgeschlossen, wir haben aber kein Interesse, weil wir bestehende Plätze finanzieren müssen“, erklärt Konrad Hannibal von der Heimaufsicht und Institutionsberatung der Jugendbehörde. Eimsbüttel habe schon eine „hundertprozentige Versorgung“ mit Kindergartenplätzen. Wartezeiten entstünden nur, weil Eltern aus anderen Stadtteilen ihre Kinder in Eimsbüttel anmelden würden.

Die „Belle 66“-Eltern wollen aber ihre zehnjährige Erfahrung nicht einfach aufgeben und kämpfen weiter. So bot man „Belle 66“ erst am vergangenen Freitag ein Gebäude in der Gärtnerstraße an. Doch Konrad Hannibal ließ auf Nachfrage durchblicken, daß die Räumlichkeiten dort erst kindgerecht umgebaut werden müßten. Ob da der Kauf eines vorhandenen Kindergartens nicht vorteilhafter wäre? Hannibal: „Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen.“ Tania Frevert befürchtet, das Jugendamt könne auf Zeit spielen: „Ein halbes Jahr ist schnell um.“ Andrew Ruch