„Was willst Du denn bei den Suffköppen?“

■ Alkoholiker-Hilfe bei der Post / Anonyme Selbsthilfe wird vom Unternehmen unterstützt

„Die, die sich noch nicht geoutet haben, frotzeln am meisten über unsere Suchthilfe“, berichtet Eugen Fligge, freier Mitarbeiter der betrieblichen Suchtkrankenhilfe der Postamtes Bremen 5. Leute, die diese Hilfsangebote nötig haben, wehren schon mal mit Sätzen wie: „Was willst Du denn bei den Suffköppen?“ ab und verleugnen ihr Problem. Seit zehn Jahren engagieren sich ehemalige Alkoholkranke innerhalb ihres Betriebes für ihre suchtgefährdeten MitarbeiterInnen. Nach Schätzung des Postamtes sind ca. fünf bis sieben Prozent der Beschäftigten behandlungsbedürtig.

Angst vor einem Immageverlust in der Öffentlichkeit habe die Post bei diesen Zahlen nicht, sagt Karl-Heinz Antelmann, Pressesprecher der Post, „schließlich spiegeln sie nur die gesellschaftliche Situation wieder, die sich in den Betrieben fortsetzt. Gesellschaftliche Probleme, wie Alkoholismus machen eben nicht vor den Toren der Betriebe halt.“ Die Post hat erkannt: Vorsorge rechnet sich. Dienstunfähigkeit, Ausfälle durch Krankheit oder häufiges Zuspätkommen, im Extremfall der Verlust eines Kollegen oder einer Kollegin durch Kündigung oder Schlimmeres - all das kostet mehr als Aufklärungsarbeit und Suchthilfe. Wichtiger als der finanzielle Aspekt sei der Post die soziale Verantwortung. „Diese Verantwortung haben wir nicht nur gegenüber den Kranken, sondern auch gegenüber den nichtsüchtigen Kollegen“, erläutert Antelmann.

Betriebliche Akzeptanz erhielt das das Problem „Alkoholismus“ weitgehend durch die Arbeit der Selbsthilfegruppe, an der rund 20 Mitglieder teilnehmen. Die Post stellte der Suchtgruppe Räume zur Verfügung, in der regelmäßig einmal pro Woche Gespräche stattfinden. Sie unterstützt die Arbeit der MitarbeiterInnen durch Freizeitausgleich. „Mittlerweile wird unsere Suchthilfe von der Betriebsleitung voll mitgetragen“, resümiert Fligge, „und wir arbeiten eng mit der betrieblichen Sozialbetreuung zusammen. Besonders bei drohender Kündigung sind wir Ansprechpartner. Aber besser ist es, wenn die KollegInnen im Vorfeld schon zu uns kommen und wir sie dann beraten können.“ . ip