Die ersten Schritte des jungen Silvio

■ „Unruhige Intelligenz“ und Überredungskunst charakterisierten in jungen Jahren Italiens designierten Regierungschef Berlusconi

Die Schulkameraden nannten ihn „Mandrake“, nach dem berühmten Comic-Helden, dem die Tricks und Zauberkünste nie ausgingen. Fußball und Volleyball spielte er schlecht, aber bei Prügeleien hatte er einen guten Ruf. „Während des Gebetes“ – Silvio wuchs in einem Salesianer-Konvent heran – „war er nicht bei der Sache“, erzählt ein Kamerad von damals, Giulio Colombo. „Er bewegte nur die Lippen und war mit den Gedanken weit weg.“

Die unruhige Intelligenz Silvio Berlusconis zielte bereits damals auf anderes: „Er machte hastig seine Hausaufgaben und half dann seinen Kameraden – für Bonbons oder 50-Lire-Stücke.“ Wenig späte er machte seine ersten Erfahrungen im Bereich der Massenkommunikation: Er diente sich dem Filmvorführer, der am Sonntagnachmittag im Konvent ausgewählte Streifen einlegte, als Assistent an – und wurde zum Moderator jener Filmvorführungen.

Neben dem Jurastudium verkaufte er Staubsauger und fotografierte gegen Honorar bei Hochzeiten und Begräbnissen, fand eine Anstellung bei einer Baufirma und begleitete in seiner Freizeit Touristen auf Schiffsausflügen – weil er, so die Agentur, so schön Witze erzählen konnte.

Mit einem ersten Kredit zum Bauunternehmer

Mit 25 Jahren hatte er sein Examen bereits hinter sich und ein Angebot in der Tasche: Die Bank, in der sein Vater treu und ergeben als Kassierer arbeitete, bot ihm einen Ausbildungsplatz an. Berlusconi ging zum Einstellungsgespräch – aber nicht um den Posten anzutreten. Er überredete den Direktor, ihm einen Kredit zum Kauf eines Grundstücks am Stadtrand von Mailand einzuräumen, in der Via Alciati, wo sich immer mehr Immigranten einfanden. Für den Bau von Wohnungen fand er als Partner einen bereits arrivierten Unternehmer – und überzeugte den wiederum, mit ihm Halbe- Halbe zu machen, obwohl Berlusconi mit – nach heutigem Wert – umgerechnet 180.000 Mark nur einen Bruchteil des Kapitals einbrachte...

Es waren aber nicht diese Immigrantenwohnhäuser, durch die er reich wurde. Wenig später, 1963, hatte er den Umfang seiner Geschäfte bereits über alle Maßen ausgedehnt. Nun baute er schon ein ganzes Stadtrandviertel, für 4.000 Menschen. Wie er diesen qualitativen Sprung geschafft hat, ist ein bis heute nicht gelöstes Rätsel...

Aus der „Nichtautorisierten Biographie“ Berlusconis von Claudio Fracassi und Michele Gambino