Vergebliche Generalreinigung

■ Gianfranco Fini, der smarte Neofaschist, hat so seine Probleme mit den Nostalgikern in seiner Gefolgschaft

„Das Problem“, sinniert Gianfranco Fini (40), strahlender Aufsteiger in Italiens Politlandschaft, Leiter sowohl der (angeblich nichtfaschistischen) „Nationalen Allianz“ und Chef des neofaschistischen Movimento sociale italiano/ Destra nazionale (MSI/DN), „das Problem besteht darin, unseren Wandel sowohl als Kontinuität wie als Neuanfang auch sinnlich erfahrbar zu machen.“ Das allerdings bringt so seine Probleme mit sich. Denn wohin der moderat auftretende, immer freundliche Rechtsausleger auch blickt, „überall kullern einem die Symbole von gestern vor die Füße“.

Schon vor drei Jahren hatte er, nach einem ersten Fehlstart Mitte der achtziger Jahre, einen Ansatz zur Generalreinigung vom Muff der Mussolini-Begeisterung unternommen. Vergebens. Das Ansinnen, die grün-weiß-rote Fackel aus dem Parteisymbol zu tilgen und die „Fasci“, die antiken Rutenbündel, als Wahrzeichen der „Schwarzhemden“ verschwinden zu lassen, mißlang gründlich. Und als Fini Anfang des Jahres seine „Alleanza nazionale“ aus der Taufe hob und hoffte, auf diese Weise wenigstens ein paar Büros mit bisher Parteiunabhängigen zu besetzen und dort ohne die Faschistendevotionalien auszukommen, ging das ebenso schief. „Die Sachen scheinen ein zähes Eigenleben zu führen und dringen überall ein“, gab Fini inzwischen entnervt auf.

Es sind freilich nicht nur die Duce-Büsten und die Siegespalmen aus dem Äthiopien- und Balkanfeldzug, die sich widerspenstig gegen das neue Image wehren. Auch die alten Kämpfer melden sich wieder zu Wort: Sie wünschen hartnäckig eine zumindest symbolische Präsenz in der neuen Regierung, wenn schon die der Nationalen Allianz zustehenden Ministerien (Post, Tourismus, Transport, Kulturgüter sowie ein Stellvertreter des Regierungschefs) ausschließlich „Nichtbelasteten“ zugesprochen sind. So überredete Fini Berlusconi schnell noch zur Schaffung eines nagelneuen Ressorts: das „Ministerium für die im Ausland lebenden Italiener“. Besetzt werden sollte es mit einem Bonzen noch aus der Spätzeit Mussolinis, Tremaglia. Doch dagegen kam ein Stopp aus höchstem Hause: Er werde den Mann auf keinen Fall ernennen, ließ Staatspräsident Scalfaro verlauten, der Bursche müsse doch überall im Ausland herumreisen und laufe Gefahr, wie einst Österreichs Kurt Waldheim total isoliert zu bleiben.

So ist Fini weiter auf der Suche, wie er die 50 Jahre treuen Gefolgsleute des „Movimento“ zufriedenstellen und trotzdem den „Kennedy-Look“ (Fini) seiner Bewegung aufrechterhalten kann.