Brisanter Spagat im Kino

■ Hamburg Türk Film Günleri: 1. Türkische Filmtage in den Zeise-Kinos

Beyhan spricht türkisch und deutsch, sie muß sich sowohl in der Türkei als auch in Deutschland zurechtfinden können.

Diesen Spagat zwischen den Kulturen zeigt der Kurzfilm Ein Fest für Beyhan der türkischen Regisseurin Ayse Polat in eindrucksvollen Bildern. Er erzählt die Geschichte einer jungen türkischen Frau, die sich in den Widersprüchen zwischen ihrem deutschen Freund und westdeutscher Lebensart einerseits und den traditionellen Lebenswelten ihrer Familie in der Türkei andererseits bewegt. Zu sehen ist der Film im Rahmen der Türkischen Filmtage vom 12. bis 18. Mai in den Zeise-Kinos.

„Wir möchten eine Kommunikation zwischen Deutschen und Türken anregen“, umschreibt Organisator Mathias Fahrig das Programm, das einen bunten Bilderbogen durch die aktuelle türkische Filmlandschaft präsentieren soll. Morgen um 20 Uhr geht's los mit der Premiere von Berlin in Berlin des türkischen Regisseurs Sinan Cetin, der neben der Hauptdarstellerin Hülya Avsar zur Eröffnung in die Zeise-Kinos kommen wird.

Auch ein Kinderfilm findet sich in dem weit gespannten Spektrum: Die drei aus der Haferstraße von Pál Erdöss ist die Geschichte des schüchternen Ogu, der sich in ein gefährliches Abenteuer stürzt, nachdem ihm sein erster Pfiff auf zwei Fingern gelungen ist.

Mit Erden Kirals Film Das blaue Exil möchte Fahrig auch einen Einblick in Bereiche geben, die dem europäischen Autorenkino nahe sind, wie Das blaue Exil, der bereits auf der Berlinale 1994 lief und beim Filmfestival in Istanbul mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde.

Die Gelegenheiten, in Deutschland türkische Filme zu sehen, sind selten. In der Regel bleibt nur der Griff zur Videokassette oder die Anschaffung einer Satellitenschüssel. Aber „das Kinogefühl bei türkischen Filmen bleibt den Türkinnen und Türken meist gänzlich versagt“, berichtet die Journalistin Dörteyol von der türkischen Zeitung Pazar Postasi, die das Festival mitorganisierte. Die Türkischen Filmtage aber, mit 13.000 Mark von der Kulturbehörde unterstützt, können nur ein Anfang sein, denn die Präsentation türkischer Filme sollte eigentlich selbstverständlich sein, wie es die türkische Literatur in den Hamburger Bücherhallen ist.

Heftige Diskussionen aber löste das Festival bereits im Vorfeld aus, da es sich nahtlos an die kurdischen Filmtage im Metropolis anschließt und in der höchst angespannten Situation zwischen Türken und Kurden für manche Verwirrung sorgte. Der Termin sei so kurz nach den Kurdischen Filmtagen unglücklich, es sei „aber organisatorisch nicht anders machbar gewesen“, wendet Fahrig ein, der unterstreicht, daß es sich um zwei völlig verschiedene Kulturen und somit um zwei verschiedene Festivals handele, die nichts miteinander zu tun hätten.Christoph Arndt