Selbsthilfegruppen können aufatmen

■ 110 Initiativen kriegen wohl Ende Mai ihre paar Tausendmarkscheine

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Sozial-Deputation Ende Mai die Anträge auf Gelder für Selbsthilfegruppen absegnen, so beriet es gestern zumindest der Koalitionsausschuß Parlament. Eigentlich hatte die Sozialdeputation schon letzte Woche das Geld für die Inis im Bereich Gefährdetenhilfe, Frauen und Ausländerarbeit bewilligen wollen. Doch dann schritt im letzten Moment der FDP-Fraktionschef Welke ein und verlangte eine Prüfung dieser Ausgaben in Höhe von 370.000 Mark in der Koalitionsrunde. Bevor die Sozialdeputation einfach Gelder bewillige, müsse sie erstmal nachweisen, daß sie ihre Sparquote erfüllt hat. Außerdem wolle er geklärt haben, aus welchen anderen Töpfen die Initiativen denn noch Geld bezögen, sagte Heinrich Welke.

„Das ist Geiselnahme“, schimpfte es aus der Deputation. „Kleinkarierte Quälerei“, sagt etwa Karoline Linnert, Sprecherin der Sozialdeputation, „da werden Hunderte von Leuten in Angst und Schrecken versetzt, das ist einfach unmoralisch“. Heulend riefen bei ihr laufend die Selbsthilfegruppen an. Von der Ideologie her gesehen müßte die FDP die Selbsthilfe doch begrüßen.

Das Zittern und Zagen wird trotz Welke wohl bald ein Ende haben: Dann bekommen 58 Initiativen aus dem Bereich Frauen (zum Beispiel die Bremer Tagesmütter und -väter, die Gewitterziegen, die Krüppelfrauengruppen oder der Arbeitskreis Frauen im Gefängnis) ihre Unterstützungsgelder. Außerdem rund 33 Selbsthilfegruppen im Bereich Jugend- und Sozialarbeit in Ausländervereinen und ausländisch-deutschen Initiativen, darunter der Rat iranischer Flüchtlinge, eine Interkulturelle Frauengruppe, eine tamilische Kinder- und Frauengruppe ... Der Rest geht an die Initiativen im Bereich der Gefährdetenhilfe, darunter die Bahnhofsmission und mehrere Obdachloseninitiativen.

Von Welkes Anliegen bleibt, daß aufgelistet werden soll, aus welchen staatlichen Töpfen die Selbsthilfegruppen sonst noch Gelder bekommen. cis