Malen für die Seele

■ Seit zehn Jahren bildet „Artaban“ Maltherapeuten aus / Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für die Therapie

Auf dem Boden liegen etwa dreißig Regenbögen, alle ein bißchen verschieden. Die ganze Schule ist mit Tonplastiken und bunten, verwaschen aussehenden Bildern vollgestopft. In ihrem engsten Raum türmen sich leere Einmachgläser für Tuschwasser im Regal, darunter sind Holzplatten als Unterlagen für die Zeichenblätter verstaut. Für die 25 Schüler bleibt trotzdem noch genug Platz.

Seit zehn Jahren bildet die Berliner „Artaban-Schule für künstlerische Therapie“ Maltherapeuten aus. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Verhaltensauffällige Kinder können ebenso mit einer Maltherapie behandelt werden wie Behinderte, Alkoholiker und alte Menschen. Obwohl die Schule sich an der Weltanschauung Rudolf Steiners orientiert, sind die Absolventen durchaus nicht nur in anthroposophischen Einrichtungen tätig. „Die ehemaligen Schüler arbeiten in den psychiatrischen Diensten der Bezirke, im Strafvollzug oder in staatlichen Kindergärten“, erklärt Artaban-Gründerin Katharina Gutknecht.

In der vierjährigen theoretischen (Halbtags-)Ausbildung werden neben den künstlerischen Techniken auch Anatomie, Physiologie und Psychiatrie gelehrt, ein zweijähriges Praktikum schließt sich an. Um aufgenommen zu werden, müssen die Schüler eine Ausbildung abgeschlossen haben, möglichst im medizinischen oder sozialen Bereich. „Denn das zeigt ja auch Durchhaltewillen“, meint Frau Gutknecht. „Schließlich müssen Therapeuten stabile Menschen sein.“

Die Methode der Maltherapie beschreibt sie an zwei Beispielen: „Unsichere Menschen, die nichts entscheiden, nicht nein sagen können, sollen beispielsweise zeichnen – feste Linien und Kanten geben Halt.“ Einsame, sich abkapselnde Menschen dagegen lernen in der Therapie die Technik des Naß-in- Naß-Malens. Dabei werden die Farben auf nasses Büttenpapier aufgetragen und verschwimmen. „Linien treten nicht mehr auf, es gibt wieder Verbindungen – und das wirkt dann auf die Menschen zurück“, erklärt die Therapeutin. Aber natürlich sei die Therapie für jeden Patienten anders: „Jeder Mensch hat seine eigene Bildsprache.“ mh