Eddie

■ Fanny Müller - Die sechste Geschichte von Frau K.

ls ich bei Frau K. klingele und die Tür sich öffnet, bin ich erstmal wie vor den Kopf geschlagen. Ein mir unbekanntes tropfnasiges uraltes Wesen, aber ganz offensichtlich männlichen Geschlechts, steht mir Aug in Auge gegenüber... aber da erscheint schon Frau K. hinter ihm.

„Frau K.,“ flüstere ich heiser, „ist das wahr, was ich da sehe?“ „Ja, das is wahr. Eddie, du gehst sofort aufen Sofa zurück. Und mach den Bademantel zu!“

Eddie schlurft ins Wohnzimmer, während ich, immer noch schwach in den Knien, Frau K. in die Küche folge. „Das is mein Schwager, nich was Sie vielleicht denken,“ sagt sie, während sie in der Küchenschublade nach dem Lottoschein kramt, den ich mit wegbringen sollte, „Irmi is inn Krankenhaus. Die wußte nicht wohin mit dem. Der kann ja noch nichma Kaffeekochen. Aber trinken kann er. Trixi kann ihn auch nich ab, was, Trixi?“ Trixi hört nicht zu, weil sie gerade vor ihrem Napf sitzt und mit entsetzlichen Geräuschen Hühnermägen in sich hineinschlürft.

Gedankenvoll hält Frau K. einen Moment in ihrer Suche inne, den Blick auf das Gekröse gerichtet: „Ja, wissen Sie...Eddie...so sind die Mannsleute nun ma...wenn da ganix mehr an is - ein Auge is raus und hörn tut er so und so nix - denn mein die aber immer noch, dassie die Familienjuweln herzeigen müssen. Schön is das nich.“