Spirituelles Treffen am Kreuzweg

■ Ob Hindu, Moslem oder Christ - am Pfingstmontag führen alle Wege in den Stadtpark Von Marlene Reimers

Auch wenn sie sich aufdrängt, über die Frage nach dem Wetter will Sat Hari Singh vom Verein der Freunde vom Treffen der Wege gar nicht erst nachdenken. Von derlei Unwägbarkeiten läßt man sich bei der Vorbereitung des mittlerweile traditionellen Festes unter freiem Himmel - das erste dieser Art fand 1981 statt - nicht beirren. Und so wird am kommenden Pfingstmontag, dem 23. Mai, auf jeden Fall gefeiert: Innerer Friede ist das diesjährige Leitmotiv, zu dem ab 10 Uhr an der Freilichtbühne im Stadtpark verschiedene Workshops, Meditation, Tanz, Gesang, Vorführungen und Musiksessions stattfinden.

Kundalini, Nada Brama, indianische Heiler, Tänze aus Sri Lanka, indischer Stockkampf zu Pfingsten - das paßt ja in gar keine Schublade! Eben. Soll es auch nicht. „Es soll ein Austausch stattfinden zwischen Menschen, die verschiedene spirituelle Wege gehen“, sagt Mitorganisator Sat Hari Singh. Das Treffen der Wege will allen, die interessiert sind, die Möglichkeit geben, sich intensiv mit Lebensweisen, Religionen, Philosophien auseinandersetzen, die nicht die eigenen sind. Voraussetzung dafür ist Toleranz und der Mut, sich auf das andere einzulassen. Aber: „Im Rahmen eines solchen Festes kann da in erstaunlich kurzer Zeit eine große Nähe entstehen. Fremde entdecken, daß sie sich plötzlich sehr viel zu sagen haben.“

Sat Hari Singh ist Sikh, aber egal ob Hindu, Moslem, Buddhist oder... Das Fest soll erfahrbar machen, was der einen oder dem anderen etwa schon aus der Ringparabel bekannt ist: daß Menschen auf verschiedene Weise dasselbe suchen. Eine alte Idee also, die da mit viel Engagement zur Tat werden soll.

Die Freunde vom Treffen der Wege haben, wie in jedem Jahr, in ehrenamtlicher Arbeit das Fest organisiert. Den BesucherInnen wird eine Eintrittsspende von 15 Mark empfohlen. Die Vorführungen der Yoga-Schulen, MusikerInnen und TänzerInnen, die überwiegend aus dem norddeutschen Raum anreisen, sind dann ebenso umsonst wie die Teilnahme an den angebotenen Workshops. Damit sich auch der Körper wohlfühlt, gibt es über Naturkostläden Getränke zum Selbstkostenpreis. Außerdem wird jedeR gebeten, etwas zu essen mitzubringen, das dann - ebenso praktisch wie symbolisch wertvoll - in Gruppen miteinander geteilt wird.

Im vergangenen Jahr hat das Fest zu Pfingsten nur im kleinen Kreis stattgefunden. Zu mehr „hat unsere Kraft leider nicht gereicht“, bedauert Sat Hari Singh noch nachträglich. Damit Wege sich treffen können, muß jeder einzelne erstmal beschritten sein. Die Tradition erstreckt sich für die zur Zeit ca. 30 Hamburger Freunde vom Treffen der Wege nicht nur auf den Pfingstmontag. So findet ein weiteres Fest regelmäßig zur Wintersonnenwende, dem 20. Dezember, statt, wird vor der „offiziellen“ eine „richtige heilige Nacht“ gefeiert. Außerdem treffen sie sich etwa einmal im Monat zu einem bestimmten Thema, um Erfahrungen zu machen und zu teilen.

Über das Yoga-Zentrum Hamburg, Eppendorfer Weg 209, 20253 HH, Tel. 420 01 10, kann jedeR Kontakt aufnehmen, die/der an diesen Begegnungen interessiert ist.