Affi im Öko-Taumel

■ Arsenschleuder als Vorzeige-Betrieb?

Die Norddeutsche Affinerie (NA) wird bis zur Jahrtausenswende 55 Millionen Mark in die Verringerung ihrer Schadstoff-Emmission investieren. Das ist Bestandteil eines Geschäfts der NA mit der Umweltbehörde, die die Affi im Gegenzug nett behandeln will. Umweltsenator Fritz Vahrenholt: „Aus eigenen Stücken werden wir die NA in den kommenden Jahren nicht ärgern.“

1984 sorgte die NA als „Hamburgs Arsenschleuder“ für Schlagzeilen. Ein Gutachten belegte, daß Hamburgs Osten durch die Affi arsenvergiftet war. Die verpflichtete sich daraufhin, den Schadstoffausstoß zu verringern und die Arsen-Emmission bis 1992 auf jährlich zwei Tonnen zu reduzieren.

200 Millionen Mark, so NA-Vorstands-Boß Werner Marnette gestern, habe die NA seither investiert und sei mittlerweile eine der umweltverträglichsten Kupferhütten der Welt. Seit 1960 ist der Blei-, Kupfer, und Arsen-Ausstoß um über 90 Prozent gesenkt worden.

Ziel der neuen Investitionen ist, die verbliebenen Schadstoff-Emmissionen nochmals um 50 Prozent zu drosseln. Vahrenholt jubelt: „Eine Reduzierung um fast 99 Prozent – und das bei nicht unerheblichen Kapazitätserhöhungen – so stelle ich mir technischen Umweltschutz vor.“

Ein wichtiger Punkt des Emmisssionsverringerungs-Programm ist die Stillegung der alten Schachtofenhütte im Juni 1994, die ein Jahr früher als geplant erfolgen soll. Stattdessen wird ein umweltverträglicher Elektroofen die Produktion übernehnmen. Die Umweltbehörde verzichtet ihrerseits dafür auf die Anweisung, sofort einen alten NA-Metall-Lagerplatz für 5.8 Millionen Mark zu sanieren und gegen eine deutliche Steigerung der Kupfer-Erz-Verarbeitung keine Bedenken anzumelden.

Kommentar des umweltpolitischen Sprechers der GAL zum Jubel um die NA: „Durch abwegige vergleiche mit riesigen Emissionen aus den 60er Jahren versucht die NA, davon abzulenken, daß sie für besonders giftige Schwermetalle noch immer der bei weitem größte Emittent in Hamburg ist.“ kva