■ Urdrüs wahre Kolumne
: Als Bremen versank

Eine nette ältere Dame mit nettem Hut an der Bushaltestelle im netten Findorff wendet sich unvermittelt den anderen Wartenden zu: „Da beim Weidedamm bei den Besetzern, da hätte der Gastank explodieren sollen, die wären jetzt alle weg. Und richtig, hätte ich gesagt, weg damit!“ Der lebenserfahrene Biertrinker in der typischen Tracht des schwarzarbeitenden Fliesenlegers gibt Kontra: „Mutti, das meinste doch gar nicht so. Mußt doch nich so'n Schiet erzählen, nur um mit annern mal zu schnacken. Soll ich dir 'n Bier aufmachen?“ Da zischt die Lady nur noch „Penner!“ und rückt auf der Bank um einen Sitz weiter und auf einen Pommes-Mayo-Pappteller drauf. Und fettig grinst das Schicksal jetzt am Hintern. Gut gemacht!

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Eine Waller Kneipe am Steffensweg bot ihren Gästen am vorgestrigen Vatertag per Aushang eine Verlosung an. Erster Preis ein Werder-Heimspiel, zweiter Preis zwei Werder-Heimspiele, dritter Preis drei Werder-Heimspiele. Otto Rehhagel hat ein Recht darauf, das zu wissen.

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Da demonstrierten die Landfrauen aber Betroffenheit im lieblichen Syke! „Die Europäische Union richtet unsere Betriebe zugrunde, verlangt auch das Töten gesunder Schweine!“ Ja tötet ihr denn sonst nur bei Rotlauf und Schweinepest? Ist schon gut, man weiß ja, wie ihr's meint. Aber daß ihr in den ganzen Interviews immer wieder eure Betroffenheit betont, das nervt. Betroffen ist am Ende doch nur das arme Schwein.

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Apopos Schwein: Vom 5. bis zum 7. Juni findet in Bremen der „Internationale Leistungswettbewerb der Europäischen Fleischerjugend“ statt. „Die Annahme des Materials, das die Kandidaten mitbringen werden, erfolgt im Foyer des Hotels Mercure“. Nach dem Wettbewerb „Roulade und Pastete“ sowie der Kür im Fach „Zerlegen und optimale Verwertung eines Kotelettstrangs“ wird die Fleischerjugend im Rathaus vom Bürgermeister empfangen und anschließend durch die Stadt geführt. Was aber die Gleichstellungsbeauftragte interessieren sollte: Das große Deutschland ist nur mit männlichen Experten am Kotellettstrang vertreten, während zum holländischen Team mit Marleen, Jolanda und Jaqueline ausschließlich Meisjes gehören. Könnte jetzt nicht wenigstens eine bremische Schirmherrin einspringen? Trau dich , Helga!

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PS: Noch immer hat der ukrainische Handelsreisende, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von zwei hiesigen Bullizisten im Dienst beraubt wurde, sein Geld nicht zurückbekommen. Und immer noch findet sich angesichts der recht eindeutigen Beweislage keine senatorische Dienststelle, die mal eben die lüttjen 30.000 Mark rüberrückt, um den Beraubten vor der Rache seiner Geschäftspartner zu bewahren. Früher hat der liebe Gott in solchen Fällen noch sehr persönlich gesprochen: „Und so versank die verderbte Stadt, und da, wo heute bei Ebbe noch die Spitze des Doms auftaucht, da lag einst das sagenhafte Bremen.“ ja ist Gott denn tot? Fragen wir mal einfach so den Kirchensenator Klaus Wedemeier. Ulrich Reineking-Drügemöller