Mit Waschmaschine aufs Rad

■ Werkstatt initiiert flächendeckendes Verleihnetz für Lastenfahrräder und sucht Mitstreiter / Lastenrad soll im Umkreis von höchstens fünf Kilometern zu leihen sein

Ein Verleih- und Servicenetz für Lastenfahrräder schwebt Radfan Michael Schönstedt vor: „Wenn ich etwas zu transportieren habe, will ich mir hier ein Rad leihen können und es da wieder abgeben, wo ich sowieso hin muß.“ Was bundesweit für Kleintransporter längst üblich ist, scheitert nach Schönstedts Ansicht bei Rädern bislang nur am fehlenden Mut.

„Es müßten sich ein paar Fahrradläden zusammentun und einfach anfangen“, plant er mit unerschütterlichem Optimismus. Den bisher negativen Kreislauf, daß kaum jemand Lastenräder und ihre Möglichkeiten kennt, daß daher niemand Interesse hat und sich ein Netz deswegen bisher nicht lohnt, möchte er umdrehen und nutzen: „Wenn die Leute erst einmal erfahren, wie praktisch so ein Rad ist, daß ein Transport mit einem Mal richtig Spaß machen kann, dann fragen die auch bei ihrem Laden um die Ecke nach.“ Und der könnte sich sodann an dem lockeren Verbund beteiligen, so die Idee des Händlers aus der Lichtenberger Pfarrstraße.

„In Asien fährt eine Person acht andere durch die Gegend, obwohl die Räder unserem technischen Standard total unterlegen sind“, berichtet Schönstedt, der sich daraufhin die Fabrikation und Nutzung moderner Lastenräder in Dänemark ansah: Mit dem „Long John“, einem langen zweirädrigen Modell, könne man bis zu hundert Kilo transportieren. „Ich hab's selbst ausprobiert, das ist wirklich praktikabel.“ Auch die Christiania-Dreiräder, bei denen quasi der hintere Teil des Fahrrads an einen großen Korb mit zwei Rädern montiert ist, sei „mit Kindern drin oder selbst mit einer Waschmaschine“ noch gut zu fahren.

Bisher sieht er aber kaum Chancen, einen einzigen Verleih in seinem Laden Pedalpower rentabel zu betreiben: „Kein Mensch kommt aus dem Wedding nach Lichtenberg, transportiert seinen Kram und bringt das Rad dann wieder zu mir zurück.“ Bedingung ist für Schönstedt daher, daß überall ein Lastenrad „im Umkreis von höchstens fünf Kilometern zu leihen ist“ und daß es danach bei einem anderen Fahrradladen abgegeben werden kann. Seiner Meinung nach sollte es „schon eine Werkstatt sein, da gibt's doch immer mal was zu schrauben“.

Auf die Idee angesprochen, hält Olaf Geiger von der Fahrradstation in der Möckernstraße einen solchen Verbund für „eine interessante Sache“; eine Beteiligung könne er sich durchaus vorstellen. „Wenn nur ein Bruchteil der Fahrradläden mitmacht, können wir das locker durchziehen“, ist sich Michael Schönstedt sicher: „Wir brauchen nur die richtige Infrastruktur.“ Christian Arns

Wer Interesse am Aufbau eines Verleihnetzes für Lastenfahrräder hat, kann sich schriftlich an die taz wenden: Stichwort „Lastenrad“, Kochstraße 18, 10969 Berlin.