■ Das Portrait
: Danuta Waniek

Polens Vize-Verteidigungsministerin Foto: Reuter

Die Zeiten, in denen unbekannte Oppositionelle in Polen über Nacht politische Karrieren machten, schienen schon fast vorbei. Doch dann, im April, zauberten die polnischen Sozialdemokraten die Politologin Danuta Waniek als Kandidatin für das Amt des stellvertretenden Verteidigungsministers aus dem Hut. Zu aller Überraschung akzeptierte Präsident Lech Walesa den Vorschlag.

Nach militärischen Kenntnissen befragt, sagt Danuta Waniek seither nur noch, na ja, sie habe in der Schule und auf der Universität wie alle anderen auch Wehrübungen machen müssen.

Die Dame, die nun zwischen ordenbehängten Generälen im Rampenlicht steht, ist eigentlich aus anderen Gründen bekannt. Als Mitglied der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei trat sie 1990 der Nachfolgepartei „Sozialdemokratie der Republik Polen“ bei und gründete die „Demokratische Frauenunion“. Die feministische Liga wollte den Einfluß der katholischen Kirche eingrenzen, stritt für ein liberales Abtreibungsgesetz und verlangte Gleichberechtigung in Polens männerorientierter Gesellschaft.

Neben Barbara Labuda war Danuta Waniek eine der SprecherInnen der „Überparteilichen Frauenfraktion“, in der frühere Solidarność-Aktivistinnen und ehemalige Kommunistinnen zusammenarbeiteten.

Für politische Katholiken, besonders für die Bischöfe und die klerikale Presse, wurde die 48jährige zum roten Tuch. Als Primas Glemp im vergangenen Jahr in Tschenstochau gegen den „Erotismus“ wetterte, erklärte sie kurz: „Hungrige denken eben immer nur an Brot“ und hatte die Lacher auf ihrer Seite. Bald wurde sie in den Parteivorstand gewählt. Alle Versuche, die Stelle einer „Familien- und Frauenbeauftragten“ im Ministerrat zu schaffen, scheiterten indessen.

Die einstige Uni-Angestellte muß sich nun in einer Domäne der Männer und zugleich gegen den Klerus behaupten. Denn inzwischen hat die Kirche die Armee mit zahlreichen Militärpriestern, denen ein Feldordinarius im Generalsrang vorsteht, beglückt. Statt stramm kommunistisch gibt sich die Armee nun katholisch-national.

Wenn es Danuta Waniek gelingt, die „Charta der Soldatenrechte“ durchzusetzen und die Menschenrechtsverstöße in der Armee abzustellen, wird sie zumindest die unteren Ränge und die Bevölkerung auf ihrer Seite haben. Zum weiblichen General wird sie es ohnehin nicht bringen. Klaus Bachmann