Aus dem Blutigedaumenkochbuch

■ Swim-Two-Birds: Ein denkwürdiges Konzert im Schlachthof

Eine deftige Hardcore-Mahlzeit braute die zum Nonett erweiterte Band „Swim-Two-Birds“ im Schlachthof zusammen. Dabei scheuen die schrägen Vögel auch leisere Töne keineswegs. Vorherrschend allerdings sind, insbesondere live, die schweren, harten Grooves mit Funk-Einschlag von Drummer Frank Mattutat und Willi Hart am Baß. Dazu kommen die wilden Gitarrenläufe Peter Apels, der seinem Instrument dank elektronischer Verfremdung auch schon mal Steeldrumsounds oder Hammondorgeltöne entlockt, es aber gelegentlich auch elegant swingen läßt.

Das tat am Freitagabend der fünfstimmige Bläsersatz ebenfalls, aber nicht ausschließlich. Die Bläser steigerten sich ebenso in kakophonische Tutti oder setzten scharfkantige Akzente hinter die solistischen Exkursionen der anderen Musiker.

Und immer wieder die trockene Stimme Jack Marlows, der seine dadaistisch-makabren Poeme rezitierte: über hündische Liebe, untote Mescalwürmer und eingelegte Termiten. Zu derlei Absonderlichkeiten lieferten die restlichen Vögel den adäquaten Soundtrack mit nachtschwarzem Getöse, jazzig-balladesken Elegien und einer Menge Klänge irgendwo dazwischen.

Besonders der Trompeter Martin Klingeberg setzte Akzente, ließ sein elektrisch verfremdetes Instrument kreischen, daß die Töne fast platzten, ließ aber auch kühle Linien durch den Saal wehen. Achim Gätjen, der Komponist aller Stücke, blies ein angerauhtes Altsax, das manchmal an den Sound von John Lurie erinnert. Auch musikalisch sind Assoziationen mit den „Lounge Lizards“ nicht ganz verfehlt, allerdings arbeiten „Swim-Two-Birds“ häufiger mit Brüchen. Sie verzahnen unterschiedliche Stilmomente nicht nur, sie setzen oft auch auf die Reibung des Nebeneinander.

Und das keineswegs jazzübliche Publikum war schwer angetan von all den eigenwilligen Klängen. Übrigens enthielt das Programm vorwiegend Stücke aus der gerade veröffentlichten dritten CD namens „The Bloody Thumb Cookbook“, und das ist durchaus als Tip zu verstehen. arnaud