: Ökobank ohne Alternativtouch
Ex-Ökobank-Vorstandsmitglied Popp will Umweltbank ohne ideologische Anbindung an bestimmte Szene aufbauen ■ Von Klaus-Peter Klingelschmitt
Frankfurt/Main (taz) – Als „López von der Ökobank“ läßt sich Horst P. Popp nicht gerne apostrophieren. Doch der 36jährige gelernte Banker aus Nürnberg wird mit dem Vorwurf aus Frankfurt am Main leben müssen, sich das Know-how für die angeblich bevorstehende Gründung der eigenen Umweltbank als Mitglied im Vorstand der Ökobank angeeignet zu haben.
Bis zum März 1994 gehörte der Mann mit dem Outfit eines braven Sparkassenangestellten dem dreiköpfigen Leitungsgremium der Turnschuhbank an, um dann überraschend über eine Umwelt Treuhand GmbH in Nürnberg die Gründung einer neuen Umweltbank in Angriff zu nehmen.
Mit dem unter dubiosen Umständen von Opel zu VW gewechselten Topmanager Ignacio López könne er schon deshalb nicht verglichen werden, weil sich sein Konzept von dem der Ökobank grundlegend unterscheide, wiegelt Popp ab. Und Akten oder gar schriftlich fixierte Zukunftsvisionen der Ökobank habe er ganz bestimmt nicht mit nach Nürnberg genommen.
Popps Umweltbank, die „Umwelt Bank“ heißen soll, wird nach Vorstellung ihres Gründers „ohne ideologische Scheuklappen“ auf potentielle AnlegerInnen und KreditnehmerInnen zugehen und sich dabei ausschließlich auf den Umweltbereich konzentrieren. Ab 1995 will Popp dann zinsgünstige Darlehen für Unternehmen und Privatpersonen ausgeben, die sich in den Bereichen Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft, Blockheizkraftwerke, Niedrigenergiebauweise, umweltfreundliche Produktion, ökologische Landwirtschaft und Recycling engagieren.
Die potentiellen AnlegerInnen können sich jedoch schon heute überlegen, ob sie ihr Geld lieber auf das – im Gegensatz zur Ökobank – „attraktiv verzinste Umweltsparbuch“ schaufeln oder die börsengehandelten Umweltanleihen oder Genußscheine zeichnen wollen.
Zur Zeit können bereits Aktien der „Umwelt Bank“ über die von Popp gegründete D. U. T. Umwelt Treuhand GmbH in Nürnberg gekauft werden. Kostenpunkt: 50.000 D-Mark.
Seine „Umwelt Bank“ werde die „einzige allein auf den Umweltbereich spezialisierte Bank“ in Deutschland sein, so Popp im Gespräch mit der taz. Und sie soll nach seiner Vorstellung eine „unabhängige Profibank“ werden. Mit den für die ÖkobankerInnen ebenfalls wichtigen Geschäftsbereichen wie Frauen, Rüstung und Sozialpolitik will Popp „bankenmäßig“ nichts mehr zu tun haben. Basisdemokratie ist ihm ein Greuel. Es seien vor allem die endlosen Debatten gewesen, die ihn der Ökobank entfremdet hätten, so der Aussteiger.
Es habe beispielsweise bei der Ökobank fast zwei Jahre gedauert, bis die Basis dem Vorstand endlich gestattete, im Fondsgeschäft mitzumischen. Und genau das, so Popp, werde bei der „Umwelt Bank“ nicht passieren: „Das Dienstleistungsangebot wird eine qualifizierte ökologische Vermögensberatung für Aktien, Fonds, Beteiligungen und Versicherungen ebenso umfassen wie die Abwicklung von Wertpapiergeschäften einschließlich der Depotverwaltung.“ Eine Gesinnungsprüfung der AnlegerInnen und KreditnehmerInnen werde bei der „Umwelt Bank“ nicht durchgeführt werden.
Allerdings, so schränkt Popp ein, könnten sich Großkonzerne nicht so ohne weiteres bei der „Umwelt Bank“ einkaufen. Die maximale Beteiligung liege bei zwei Millionen Mark – bei einem erforderlichen Grundkapital von zwanzig Millionen Mark.
Diese zwanzig Millionen Mark für die Gründung der „Umwelt Bank“ AG will Popp bis Ende dieses Jahres zusammengekratzt haben.
Seine Beteiligungspapiere hat er auch an potentielle AnlegerInnen im deutschsprachigen Ausland verschickt – „mit ausgezeichneter Resonanz“, wie er versichert.
Daß sich die ÖkobankerInnen in Frankfurt am Main warm anziehen müssen, wenn Popps Bank im nächsten Jahr tatsächlich den Geschäftsbetrieb aufnehmen wird, glaubt Ökobank-Sprecherin Jutta Gelbrich aber dennoch nicht. Es sei schließlich ein „ganz normaler Vorgang“, wenn auf einem expandierenden Markt MitbewerberInnen aufträten – „und ein Beleg dafür, daß unser Konzept richtig war und ist“.
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