„Wir fordern die Räumung“

■ Krach um Frauenprojekt Buntentor / Besetzerinnen verbarrikadieren sich vor Petitionsausschuß

Für die Besetzerinnen des Hauses Buntentorsteinweg 372 wird die Lage langsam brenzlig. Am 2. Mai hat das Bremer Amtsgericht in der ersten Instanz der Räumungsklage gegen die Besetzerinnen stattgegeben. Das Kaufangebot können die Frauen nach eigenen Aussagen „definitiv nicht erfüllen“. Und am Montag ist es zu einem kleineren Zwischenfall gekommen, der die Lage noch verschärft hat. Für den Tag hatte sich nämlich der Petitionsausschuß der Bremischen Bürgerschaft angesagt, doch die Besetzerinnen haben nicht aufgemacht. Begründung: Der Ausschuß habe im Vorfeld nicht mitgeteilt, was er wolle, und gemeinsam mit dem Ausschuß stand eine größere Gruppe von NachbarInnen aus dem Buntentorsteinweg auf der Straße. Und die sind wegen der lautstarken Konzerte, nackt im Garten duschenden Frauen und ewig qualmenden Bauwagenöfen stinksauer und wollen die ungeliebte Nachbarschaft lieber heute als morgen von hinten sehen. Deshalb das massive Auftreten der NachbarInnen bei einer Beiratssitzung im letzten Jahr, deshalb auch die Petition, die auch schon im letzten Juni auf den Weg gebracht worden ist. Holger Lampe, einer aus der Nachbarschaftsinitiative: „Wir fordern mittlerweile klipp und klar die Räumung.“ Susanne von den Besetzerinnen: „Das sind bürgerwehrähnliche Formen.“

Seit nahezu sechs Jahren dauern die Auseinandersetzungen zwischen den wechselnden Bewohnerinnen der Nummer 372 und der Nachbarschaft an. Seit gut einem Jahr ist die Beziehung eskaliert. Seitdem nämlich haben die Besetzerinnen begonnen, mit monatlichen Solidaritätskonzerten auf ihre zunehmend unklare Situation aufmerksam zu machen. Holger Lampe: „Die Spitze war dann vorletzten Freitag, als wir am Morgen danach die menschlichen Hinterlassenschaften mit viel Wasser und Schrubben aus den Vorgärten beseitigen mußten.“

Weder die Polizei noch die zuständigen Ämter hätten sich um sie gekümmert, sagen die NachbarInnen. Die Polizei habe noch nicht einmal die Beschwerdeanrufe in ihr Protokoll aufgenommen.

So kam es zur Petition und zum Ortstermin am Montag. Da wollten sich die Abgeordneten selbst ein Bild machen. Doch trotz der Ankündigung stand der Ausschuß samt VertreterInnen der Ressorts für Frauen, Soziales, Inneres und Finanzen vor verschlossenen Türen. Den Abgeordneten blieb nichts anderes übrig, als über den Zaun zu gucken und mit den Nachbarinnen zu reden. Die waren zahlreich vertreten, schließlich war ihnen der Ausschuß per Flugblatt avisiert worden – obwohl der seine Ortstermine abbricht, wenn auch nur ein Medienvertreter dabei ist.

Bei der intensiven Besichtigung scheint allen Beteiligten entgangen zu sein, was die Besetzerinnen im Haus gestern berichteten: Einer der Nachbarn soll das Tor aufgebrochen und plötzlich in der Küche des Hauses gestanden haben. Dort sei es zu Raufhändeln mit den Frauen gekommen, die den Eindringling schließlich wieder ins Freie expedierten.

Von dem Vorfall hat allerdings weder der Ausschuß noch der Nachbarschaftssprecher Lampe noch der stellvertretende Ortsamtsleiter Marks etwas mitbekommen.

J.G.