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: Von allem ein bißchen

■ "RTL-Nacht-Show"

„RTL-Nacht-Show“, Montag, 23.15 Uhr, RTL

Er habe dem Thomas geraten, auf dem Höhepunkt des Erfolges – „also jetzt gleich“ – aufzuhören, ließ Gottschalk-Berater Hans-Hermann Tiedje jüngst wissen, aber ausgerechnet diesmal hörte Thomas Gottschalk nicht auf seinen Quotenjäger. Leider macht er nur Urlaub in Malibu, und so bleibt uns seine seltsame Talk-'n'-Titts-Mischung nur bis September erspart. Seit Montag talkt nun der hessische Radiomoderator Thomas Koschwitz auf Gottschalks Late- Night-Sendeplatz. Er ist der neuste Schützling von Jörg Grabosch, Ex-Chefredakteur des Pay-TVs premiere, der nun für viel Geld nach Köln geholt wurde, um die RTL-Late-Night- Schiene verkaufsfähig zu trimmen. Mit einer „Mischung aus „Samstagnacht und Bios Bahnhof“ will Graboschs 20köpfiges Team während der sommerlichen Saure-Gurken-Zeit nun die 500.000 Zuschauer an sich binden, die RTL als Bedingung für einen festen Sendeplatz stellt. Nur jede/r vierte Gottschalk-Fan müßte also bei Koschwitz hängen- bzw. sitzenbleiben.

Ob das gelingt, wird sich zeigen müssen. Denn fast alles ist bei Koschwitz anders als bei der alten Late-Night-Show – zumeist verwirrend anders: Denn Koschwitz kann sich offenbar nicht recht entscheiden, ob er nun so lustig wie Hape Kerkeling, so seriös wie Alfred Biolek oder so albern wie Rudi Carrell sein soll. Wenn er erklärt, Heinz Schenk nun zu siezen, obwohl man sich schon lange kenne, „weil das dann die Zuschauer mehr einbezieht“, dann klingt das schon fast nach Dieter „Canale Grande“ Moor. Leider aber nur fast. Eddy The Eagle als Talkgast ist wirklich durch und durch, aber seine Telemarklandung vom Studiosessel auch noch in Slowmotion zu wiederholen ist nun wieder fast so komisch wie Jürgen von der Lippe. Und dann die Fragen an die niedersächsische Präsidentengattin Hiltrud Schröder: „Wann diskutieren Sie was mit ihrem Mann und warum?“ Schöne investigative Momente, geradeso wie man sie sieben Minuten vor zwölf erleben will.

Ich fürchte, dieser Mann hat eigentlich wirklich Humor, traut sich aber nicht. Er sollte sich von seinen blöden Sketchen trennen, dafür Ingo Appelts Fernsehgericht täglich ins Programm nehmen und sich ansonsten auf seine eigene komische Figur verlassen. Dann könnte das Einschlafen bald wirklich eine lustige Sache werden. Zumindest bis September. Klaudia Brunst