■ Soundcheck
: Joussou N'Dour / Freakwater

Gehört: Joussou N'Dour. Wie magisch angezogen kamen etwa zwölfhundert zumeist rastafarische BesucherInnen in die Fabrik und drohten das ausverkaufte, betagte Gemäuer aus dem Fundament zu heben. Der 34jährige aus Senegal stammende „Elvis Afrikas“, wie er hier oft fälschlich tituliert wird, verstand es mit seiner Band The Super Etoile, das Volk von Beginn an in Wallung zu bringen. Er fühlt sich auch auf kleineren Bühnen wohl, wenngleich er in Afrika „in großen Stadien“ spielen kann, wie N'Dour verschmitzt erzählt, aber in der Fabrik würde er das Publikum „näher spüren“. Die Nähe war es auch, die den Ordnern ihren Job zusätzlich erschwerte: Sie zerrten immer wieder unter gellenden Mißmutpfiffen der Fans ekstatisch tanzendes Publikum von der Bühne. Bis zu vierzehn MusikerInnen präsentierten eine bunte Musikshow, die Fabrik wurde zur Mega-Disco: Hunderte von begeistert mitsingenden AnhängerInnen tanzten den Joussou-shuffle. Wer ist schon Elvis? can

Heute: Freakwater. Etwa 200 Kilometer nördlich von Nashville liegt Louisville, Kentucky. Dort kommen Freakwater her, und die Nähe zu Nashville wäre hier gar nicht erwähnt, könnte man sie nicht in jedem Song spüren. Janet Beverdige-Bean, Drummerin der Eleventh Dream Days, tat sich eines Tages mit der Band-Cover-Graphikerin, Catherine Ann Irwin, zusammen, und gründeten Freakwater.

Die beiden Gitarristinnen singen in oft ironisch dissonanten Harmonien, daß es Country-Puristen die gerötete Nackenhaut abpellt. Später stieß noch Bassist Dave Gay hinzu. Etwa die Hälfte der Stücke der bisher erschienenen drei CDs sind Coverversionen, der Rest keinesfalls abfallende Eigenkompositionen. Sie erzählen von Betrunkenen, von Kindern, die bei einem Hochhausbrand sterben und immer wieder von selbstbewußten Frauen, die es alleine schaffen – all dies eingepackt in herzerweichende Melodien.

Stephan Pflug

Knust, 21.00 Uhr